Er habe Bauchschmerzen, wenn er sich ein halbiertes Sportbecken vor einer doppelt so langen Tribüne im Grugabad vorstelle, sagt Andreas Bomheuer. Darum will der Sportdezernent zunächst alle Einsparmöglichkeiten prüfen. Auf die Formel können sich wohl alle Beteiligten in Politik und Verwaltung verständigen. Ein klares Bekenntnis zum Grugabad ist das nicht.
Grund für die Zurückhaltung ist jener mühevoll errungene Bäder-Kompromiss, der es der SPD ermöglichte, ihr Wahlversprechen umzusetzen: Hesse bleibt. Es ist ein teuer erkaufter Kompromiss. Nicht nur, weil die Verkleinerung dort schon jetzt kostspieliger und zeitaufwendiger wird, als geplant. Sondern auch, weil die für Hesse verplanten Mittel andernorts fehlen. Was das bedeutet, wird jetzt beim Grugabad sichtbar.
Niemand mag es ansprechen, doch mancher Verantwortliche fragt sich längst, ob man sich Hesse noch leisten kann. Das Bad ist idyllisch, aber abseits gelegen – und wird stückchenweise amputiert. Erst traf es den Sprungturm, nun schüttet man Becken zu. Es wäre so fantasielos wie fatal, dieses Prinzip auf das Grugabad zu übertragen – und damit ein einzigartiges Ensemble zerstören. Darum sollte man, was man beim Hauptbad versäumte, rechtzeitig die Denkmalwürde des Grugabades prüfen.
Eine sparende Stadt braucht den Mut, Akzente zu setzen. Und während jeder Bezirk ein Hallenbad benötigt, reicht ein zentrales, großzügiges Freibad. Eine Politik des allen Wohl und niemand Wehe führt am Ende zu einer Bäderlandschaft aus bröckelnden Ruinen und mittelmäßigen Neubauten.