Wenn es in diesen Tagen eine gute Nachricht gibt über „Hesse“, dann folgende: Die so genannte Schadstoffsanierung hat begonnen; Rückstände des Umweltgiftes PCB werden beseitigt. Die Sport- und Bäderbetriebe haben damit ein Fachunternehmen beauftragt. Dieses wird in den kommenden Wochen die Betonwände des Schwimmerbeckens reinigen und die verbliebenen Farbreste beseitigen - nicht per Sandstrahl, sondern mit einer Fräse, damit diesmal bloß nichts daneben geht wie beim ersten Versuch, als Mitarbeiter der Essener Arbeit und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) die PCB-haltige Farbe per Sandstrahl in den Wind bliesen. Die Folgen sind bekannt.

Die Arbeiten gehen also weiter, die verlorene Zeit werden die Sport- und Bäderbetriebe nicht wieder einholen können. Drei Monate hinkt der geplante Umbau des Freibades hinter dem Zeitplan her. Die Freibadsaison ist damit gelaufen, zum Leidwesen der vielen Freibad-Freunde und des Betreibers Ruwa Dellwig. Ob die Stadt für die finanziellen Verluste aufkommt, die dem Verein entstehen, wie es die Fraktion Die Linke gestern forderte - darüber wird noch zu reden sein.

Hinter den Kulissen verhandeln Bäderbetriebe und EABG derweil um die Frage, wer für die zusätzlichen Kosten aufkommt, die der Gift-Unfall nach sich ziehen dürfte. Hätten die EABG wissen können oder gar müssen, dass sich in der blauen Schwimmbadfarbe krebserregendes PCB verbirgt? Seit zehn Jahren darf der als Bindemittel verwendete Stoff nicht mehr in Farben und Lacken verarbeitet werden. „Offenbar wurden bei der Durchführung der Arbeiten Umweltschutz und Arbeitsschutz außer acht gelassen“, mutmaßt Heribert Bußfeld, Vertreter der Linken im Sportausschuss, und schlussfolgert: „Hier zeigt sich, dass es sich nicht lohnt, auf das vermeintlich billigste Angebot zurückzugreifen.“

Um auf Nummer sicher zu gehen, hätten die EABG-Mitarbeiter das Schwimmerbecken wohl einhausen sollen, bevor sie das Sandstrahlgerät ansetzen, heißt es. Was die finanziellen Folgen angeht: EABG-Chef Ulrich Lorch geht davon aus, dass sich zusätzliche Kosten dadurch wieder einsparen lassen, dass „Hesse“ nun nicht in zwei Bauabschnitten umgebaut wird, sondern in einem Rutsch. Die Baustelle erst einrichten, dann wieder abräumen, um im Herbst wieder loszuzulegen - das Geld dafür könne man sich jetzt ja sparen.

Ob die 2,5 Millionen für den Umbau reichen, wie es der Bäderkompromiss vorgibt, wird sich bis zur Freibadsaison 2014 zeigen. Denn bis dahin soll „Hesse“ mit dann deutlich kleinerer Fläche fertig sein, versprechen die Sport- und Bäderbetriebe und weisen damit Mutmaßungen, der Sanierungsfall sei ein willkommener Anlass, gar nicht erst weiterzubauen, zurück in die Gerüchteküche.