Essen. Seit letztem November beschäftigt eine 13-jährige die Polizei und die Jugendschutzstelle in Essen. Weit mehr als 200 Mal geriet das Mädchen bislang ins Visier der Polizei, meist handelt es sich um Körperverletzung, Diebstahl oder Raub. Jetzt ist die Polizei entschlossen, dem Treiben ein Ende zu bereiten.

Eine junge rumänische Serientäterin hält die Behörden in Atem. Auf das Konto der 13-Jährigen gehen zig Raubüberfälle, immer wieder landet sie in Polizeigewahrsam.

Nach zahlreichen Raubüberfällen des Mädchens sind die Behörden nun fest entschlossen, das kriminelle Treiben zu beenden. Auch, um dem Kind zu helfen .

Das Mädchen war in dieser Woche nach einem 15-minütigen Heimaufenthalt getürmt und hatte gleich darauf eine Seniorin der Innenstadt überfallen. Tage zuvor erbeutete sie bei einem rabiaten Raub in einer Steeler Bank 500 Euro. Weil sie strafunmündig ist, gab es bisher keine Handhabe gegen das Klaukind.

"Weit mehr als 200 Vorgänge" verzeichnet

Seit November hat die Polizei über das Mädchen „weit mehr als 200 Vorgänge“ verzeichnet, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann. Meist handelte es sich um Körperverletzung, Diebstahl, Raub. Wird sie geschnappt, folgt immer das gleiche Spiel: Die 13-Jährige landet in der Jugendschutzstelle und läuft weg, sucht das nächste Opfer. Ihr Auftreten ist selbstbewusst, sie sagt forsch: „Ich bin gleich wieder unterwegs.“ Das Mädchen weiß, dass ihr rein rechtlich nichts passieren kann, da sie wohl noch unter 14 Jahren alt ist. Genau das nutzen kriminelle Banden aus, die Kinder zum Stehlen schicken.

Der Fall der 13-Jährigen sei extrem, sagt Lindemann. Ihren Wohnort nennt sie nicht. „Wir können sie nicht festhalten, um zu ermitteln.“ Immerhin hat die Polizei veranlasst, dass das Mädchen von Ärzten und Sachverständigen untersucht wurde, um ihr Alter zu schätzen. Demnach könnte 14 sein – oder etwas jünger. Also blieb der Polizei nichts anderes, als sie erneut an die Jugendschutzstelle des Diakoniewerks zu übergeben und so „die Kriminalität zu verwalten“.

Aufnahmeheim für Jugendliche in Krisensituationen

„Wir können sie nicht gegen ihren Willen festhalten“, sagt auch Stadtsprecherin Renate Kusch. „Die geschlossene Unterbringung bedarf eines familienrichterlichen Urteils“, erklärt Jörg Lehmann, fachlicher Leiter der Familienhilfe beim Diakoniewerk. Voraussetzung wäre akute Gefährdung des Kindes, die Eltern müssten einbezogen werden. So kommt die 13-Jährige ins Aufnahmeheim, das für Jugendliche in Krisensituationen gedacht ist. „Das ist kein Gefängnis. Wir können sie nicht zum Bleiben zwingen und nicht helfen, so lange sie oder die Eltern nicht kooperieren“, so Lehmann. Wenn sie dann Kontakt mit dem Jugendamt aufnehmen, „ist der junge Mensch meist weg“. Die wüssten, wie sie das System unterlaufen können.

Martin Kielbassa, Leiter der Ermittlungsgruppe Jugend, hat jetzt die Behörden der Städte vernetzt, in denen das Mädchen aktiv war. „Wir werden dem Treiben gemeinsam einen Riegel vorschieben“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Dabei gehe es auch um den Schutz des Mädchens: „Sie ist immer noch ein Kind, und selbst ein Opfer, das missbraucht wird.“