Essen. Altenheim in der Weststadt darf nicht mehr benutzt werden und steht seit 2010 leer
Zwei der wichtigsten Figuren in der Schrottimmobilien-Affäre der Essener Sparkasse haben in dieser Woche als Zeugen im Landgericht ausgesagt. Dort ist seit März ein Duisburger Bauunternehmer angeklagt, der für die Sparkasse die Fertigstellung des Hauses betreut hatte. Es geht um das ehemalige Altenheim in der Weststadt, das 2005 eröffnet wurde. Die Sparkasse hatte den Rohbau an einen Kölner Betreiber verkauft. Später wurden gravierende Mängel im Beton sichtbar, das Gebäude galt zwischendurch als einsturzgefährdet. 2010 mussten alle 160 Bewohner ausziehen, seitdem steht das Haus leer. Der Inhaber versucht seit Jahren, gegen zahlreiche Protagonisten gerichtlich vorzugehen. Sein Verdacht: Er ist von der Sparkasse übers Ohr gehauen worden, weil entscheidende Akteure gewusst haben sollen, dass der Beton versteckte Löcher hat. Klare Beweise dafür gibt es aber bis heute nicht.
Zwischenzeitlich stand ein ehemaliger Abteilungsleiter der Sparkasse im Visier von staatsanwaltlichen Ermittlungen, ebenso der Insolvenzverwalter, der im Auftrag der Sparkasse das Projekt abgewickelt hatte. Der ursprüngliche Bauträger war anfangs in die Pleite gerutscht, der Rohbau war nur mit sehr vielen Verzögerungen fertig geworden. Beide Männer konnten im vergangenen Jahr eine Betrugs-Anklage abwenden gegen die Zahlung hoher Summen.
"Ich hätte das Objekt gern behalten"
Jetzt sagten sie als Zeugen aus: „Das Projekt war mir in den Jahren ans Herz gewachsen, ich war zwischenzeitlich dagegen, den Rohbau zu verkaufen, die Sparkasse hätte selbst als Pächter auftreten können“, berichtete der ehemalige Abteilungsleiter am Landgericht. Die Sparkasse verkaufte das Gebäude im Jahr 2005 für knapp 20 Millionen Euro an den Kölner Fondsbetreiber E&P, dessen Tochter „Senvital“ dann das Altenheim betrieb. „Ich hätte das Objekt gern behalten, es wäre wirtschaftlich erfolgreich geworden“, sagte der Ex-Sparkassen-Mann. Von gravierenden Mängeln sei in den wöchentlichen Bau-Besprechungen vor Ort nie die Rede gewesen – jene wenige Fehlstellen im Beton, die erkennbar gewesen seien, habe man ausbessern lassen. Später, als man nach dem Verkauf vom wahren Ausmaß der versteckten Schäden erfuhr, sei man „völlig konsterniert“ gewesen.
Der damalige Insolvenzverwalter, der am Freitag als Zeuge auftrat, erklärte in bemerkenswerter Offenheit, die meisten Akten zum Thema höchstens oberflächlich gelesen zu haben. Er habe stets das Gefühl gehabt, von kompetenten Leuten umgeben zu sein, die das Projekt gut im Griff hätten: „Ich habe mich immer sicher gefühlt.“