Essen. . Das ehemalige Altenheim in der Weststadt steht weiterhin leer. Wann der Abriss erfolgt, ist unklar. Wegen Baumängeln darf es seit 2010 nicht genutzt werden. Der Pfusch am Bau war vor drei Jahren ans Licht gekommen.

Das Schicksal von Essens jüngster Bauruine bleibt ungewiss. Das ehemalige Altenheim in der Weststadt hinter den Cinemaxx-Türmen, das wegen gravierender Baumängel nicht mehr benutzt werden darf, steht weiter leer. Wann das Haus abgerissen werden kann, ist vollkommen unklar – und das könnte noch Jahre so bleiben.

Die WAZ hatte den Baupfusch Anfang 2009 ans Licht gebracht. Ende 2010 mussten die letzten Bewohner ausziehen. Das Beton-Skelett des Komplexes, der zwischen 2003 und 2005 errichtet worden war, hat Löcher, die langfristig die Statik gefährden können. Um akute Einsturzgefahr abzuwenden, war notdürftig geflickt worden.

Statiker misst regelmäßig nach

Das Bauordnungsamt der Stadt schaut regelmäßig nach, ob der vor sich hin marodierende Bau keine Passanten gefährdet. „Wir schauen regelmäßig hin wegen der Verkehrssicherheitspflicht, die uns obliegt“, erklärt Abteilungsleiter Detlef Robrecht. Auch ein Statiker messe regelmäßig nach. Eingezäunt ist noch nichts, auch Vandalismus gibt es offenbar noch nicht. Von Zuständen wie in der alten VHS an der Hollestraße, wo sich Berber zwischen viel Unrat eingerichtet haben, ist man in der Weststadt noch weit entfernt. „Es wäre aber gut“, findet Robrecht, „wenn sich etwas entscheiden würde.“

Doch alle Vorgänge rund um den roten Klinkerbau beschäftigen seit Jahren die Gerichte. Das hat mit der unglücklichen Entstehungsgeschichte des Hauses zu tun. Die Firma, die das Altenheim ab 2003 errichtete, ging Pleite, die Sparkasse übernahm, stellte die Arbeiten fertig und verkaufte das Haus an den Kölner Immobilienfonds „E&P“, der über eine Tochterfirma fortan das Altenheim „Senvital“ betrieb.

Es geht um 20 Millionen Euro

Die Sparkasse finanzierte auch den Kauf, es geht um etwa 20 Millionen Euro. 2005 nahm die Residenz ihren Betrieb auf, zwei Jahre später wurden erste Mängel erkennbar. Der Eigentümer verklagte die Sparkasse, fühlte sich übers Ohr gehauen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Betrugverdachts, beschlagnahmte Akten. Doch ein echter Betrug konnte bislang nicht richtig nachgewiesen werden; das Verfahren wurde gegen hohe Zahlungen eingestellt, die maßgebliche Beteiligte des Vorgangs zu zahlen hatten.

Doch die Gerichte sind weiter beschäftigt – „E&P“ hat die Sparkasse zivilrechtlich auf Schadensersatz verklagt, die Summe von 47 Millionen Euro wird wiederholt genannt. „Allein die Anklageschrift“, heißt es beim Landgericht“, „ist 500 Seiten lang“. Man geht davon aus, dass „es noch Jahre dauert“, bis ein Termin zustande kommt, denn im Hintergrund laufen noch mehrere, weitere Verfahren.

So lange bleibt wohl unklar, was aus dem Gebäude wird, dem man die Schäden von außen weiß Gott nicht ansieht.