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Nach dem Bau-Pfusch steht das marode Weststadt-Altenheim bald leer. Zur Eröffnung 2005 war das Heim voll belegt gewesen. Die Sparkasse als Verkäuferin der Immobilie muss mit einer millionenschweren Klage rechnen.

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Von DerWesten

Am Freitag ziehen die letzten Bewohner der „SenVital Seniorenresidenz“ aus. Im Altenheim, das wegen Bau-Pfuschs langfristig unbewohnbar geworden ist, sind derzeit nur noch drei Senioren zu Hause. Alle anderen sind bereits woanders untergekommen, nachdem im Frühjahr bekannt geworden war, dass der Standort in der Weststadt geschlossen wird. Die meisten sind in umliegende Heime eingezogen – zum Beispiel das neu errichtete Malteser-Heim an der Selmastraße (City). Nach der Eröffnung der „Seniorenresidenz“ im Mai 2005 war das Haus mit 160 Bewohnern voll belegt.

Rund 100 Mitarbeiter waren hier beschäftigt; die meisten haben woanders einen neuen Job gefunden, heißt es. Bis im Haus endgültig die Lichter ausgehen, werde es noch einige Wochen dauern – so lange dauere die Abwicklung. Dann, kündigt Eigentümer Dirk Iserlohe von der Kölner „E&P“-Holding an, werde das Gebäude „geschlossen und gesichert“. Wann der Abriss erfolgt, ist noch unklar. Die städtische Bauaufsicht hatte als spätesten Auszugstermin Juni 2011 genannt – länger kann nicht für die Sicherheit der Statik des Gebäudes garantiert werden.

Falscher Beton und nicht zugelassenes Schalungs-System

Das fünfgeschossige Haus wurde zwischen 2002 und 2005 errichtet. Es wurde falscher Beton verwendet – und ein nicht zugelassenes Schalungs-System. Die Folge: In vielen tragenden Säulen des Hauses sind Löcher im Beton und „Nester“, in denen der Baustoff nicht ausgehärtet ist. Die Moniereisen liegen teilweise offen, können rosten und durchknicken. Auf Dauer ist das Haus einsturzgefährdet. Die meisten Schäden sind nicht auf Anhieb erkennbar, weil die Verschalung nach Fertigstellung nicht abgenommen wurde. Die Löcher blieben verborgen.

Trotzdem muss sich der Immobilienverkäufer, die Sparkasse, mit Betrugsvorwürfen herumschlagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, durchsuchte im Februar 2009 Büros, beschlagnahmte Akten. Darin gibt es Dokumente, in denen Experten auf mögliche gravierende Mängel hinweisen. Die Verantwortlichen, die im Auftrag der Sparkasse das Objekt veräußerten, geben an, diese Dokumente nicht gelesen zu haben. Die „E&P“ als Eigentümerin des Gebäudes bereitet derzeit eine Schadensersatzklage gegen die Essener Sparkasse vor, teilt Iserlohe mit. Die Forderung dürfte sich auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag belaufen.