An den stillen Tagen zwischen Allerheiligen und Totensonntag werden die 23 städtischen Friedhöfen besonders oft besucht. Im Idealfall werden die Angehörigen fast nichts von dem gewaltigen Umbauprozess hinter den Kulissen bemerken. In die Zange genommen zwischen demografischer Entwicklung, einer seit 2003 neu entfesselten Konkurrenz auf dem Bestattungsmarkt und einem wachsenden Sparzwang, musste die Friedhofsverwaltung ihr Geschäft gleichsam neu erfinden.

„Man kann auch mit Augenmaß sparen.“ Diese Devise hat Hans-Joachim Hüser ausgegeben, der Leiter der Friedhofsverwaltung. Angesichts des gewaltigen Spardrucks klingt das je nach Einschätzung des Zuhörers nach Beschönigung oder Pfeifen im Wald. Der Personalabbau der vergangenen Jahrzehnte war heftig, und er wird weitergehen. „In den 1990er Jahren hatten wir mal 300 Mitarbeiter“, rechnet Hüser vor. „Heute haben wir noch 130, aber nur 100 von ihnen sind wirklich auf den Friedhöfen im Einsatz.“ Weil es kaum bis keine Neueinstellungen in den letzten Jahren gab, ist das Durchschnittsalter der Mitarbeiter auf 54 Jahre angestiegen.

Angesichts dieses Personalabbaus hat die Friedhofsverwaltung massiv Aufgabenkritik betrieben. Auf immer mehr Friedhöfen, insbesondere den kleinen und mittleren, werden die Grundpflegearbeiten an Privatunternehmen vergeben; nächstes Frühjahr zum Beispiel in Frillendorf und dem Kettwiger Friedhof am Schmachtenberg.

„Die Pflegestandards im Außenbereich werden zurückgefahren“, sagen Hüser und sein Kollege Bernd Frömming. Heißt im Klartext: Bestattungen finden nur noch rund um das Zentrum eines Friedhofes statt, die Randbereiche werden weitgehend der Natur überlassen. Günstigere Techniken beim Wegebau müssen her; das Wegenetz auf den kommunalen Friedhöfen hat immerhin eine Gesamtlänge von 200 Kilometern. Und beim Abfall ließ sich auch sparen, sagt Hüser: „Durch ein neues Entsorgungskonzept geben wir jedes Jahr 200 000 Euro weniger aus.“ Grundsätzlich kommt jede Leistung auf den Prüfstand, ob sie nicht günstiger an Privatunternehmen vergeben werden kann.

Trotz des Sparzwangs und der Tatsache, dass die städtischen Gebühren über denen der kirchlichen Friedhöfe liegen, gibt es immer noch mehr Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen als auf den 35 kirchlichen; 4600 waren es im vergangenen Jahr. Das liegt auch daran, dass die Friedhofsverwaltung nicht mehr nur die Wahl anbietet zwischen Urne und Reihengrab. „Schauen sie mal“, sagt Frömming und legt eine Tabelle auf den Tisch. „Wir bieten inzwischen mehr als 30 Bestattungsarten an, auch auf Anregung von Bürgern.“ Jüngste Variante: Auf dem Park- und dem Südwestfriedhof gibt es jetzt „naturnahe Urnenbaumgräber“.