Essen. . Essen landet im NRW-Vergleich der Friedhofsgebühren im Mittelfeld. Oberhausen ist günstiger

Schon zu Lebzeiten setzen sich viele Essener mit dem eher unangenehmen Thema auseinander, wie ihre letzte Ruhestätte später einmal aussehen soll: Geht es im Sarg oder in einer Urne unter die Erde; soll es ein Reihen- oder Einzelgrab sein, eine Familiengruft oder lieber ein Plätzchen auf einem anonymen Gräberfeld? Rund 30 verschiedene Bestattungsarten kennt die Stadt, die auf ihren 23 Friedhöfen 254.000 Grabstellen bereit hält. Noch einmal 35 Gottesacker betreiben die Kirchengemeinden. Doch wie schon zu Lebzeiten gilt: Wer mehr will, muss tiefer in die Tasche greifen. Und so ist – wie schon beim Kauf eines Eigenheims – die Lage entscheidend. Der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen hat die Friedhofssatzungen 23 kreisfreier Städte unter die Lupe genommen und festgestellt: Es gibt eklatante Unterschiede.

So kostet eine Sargbestattung im Wahlgrab zwischen 1470 und 4306 Euro. Günstiger ist die Urnenbestattung im Reihengrab. Hier gibt’s eine Preisspanne von 401 Euro bis 1780 Euro. Essen liegt dabei mit 2378 und 1165 Euro im guten Mittelfeld.

„Die Beisetzungszahlen sind stetig zurückgegangen, was an den immer kleiner gewordenen Familienverbänden liegt, der sinkenden Einwohnerzahl, der Stadtflucht und daran, dass die Leute immer älter werden“, weiß Hans-Joachim Hüser, Abteilungsleiter bei Grün und Gruga und zuständig für die kommunalen Friedhöfe. Wurden im Jahr 2000 noch 5700 Bürger bestattet, waren es acht Jahre später 4900 und im vergangenen Jahr nur noch 4600.

Der Trend geht zur Urne

Außerdem geht der Trend zu günstigeren Bestattungsarten: Wurden im Jahr 2000 noch die Hälfte aller Verstorbenen im Sarg beigesetzt, sind es heute gerade mal 20 Prozent. Hüser: „Mittlerweile sind 80 Prozent Urnenbestattung. Das liegt auch daran, dass Urnengräber nicht so pflegeintensiv sind. Denn für die Pflege fehlt Hinterbliebenen oft die Zeit.“

Überwachte Friedhöfe

Ilse Lunau (68):
Ilse Lunau (68): "Dass ich jetzt hier gefilmt werde, finde ich überhaupt nicht schlimm. Schließlich habe ich nichts zu verbergen. Man fühlt sich einfach sicherer."Foto: Alexandra Umbach © fotoagentur-ruhr
Heinz Lunau (81):
Heinz Lunau (81): "Schlecht ist das nicht. Es passiert ja sonst soviel. Es gibt einem schon das Gefühl von Sicherheit, auch wenn die Kameras sicher nicht jeden Winkel erfassen." Foto: Alexandra Umbach © fotoagentur-ruhr
Heribert Lunau (71):
Heribert Lunau (71): "Es geht ja nicht nur um Diebstahl. Der Vandalismus stört auch die Totenruhe. Deshalb sind die Kameras schon in Ordnung. Das ist hier schließlich eine Ruhestätte."Foto: Alexandra Umbach © fotoagentur-ruhr
Anneliese Gedaschke (72):
Anneliese Gedaschke (72): "Die Kamera ist mir gar nicht aufgefallen, auch das Schild am Eingang habe ich übersehen. Wenn es etwas nutzt, dann finde ich das natürlich gut."Foto: Alexandra Umbach © fotoagentur-ruhr
Erika Bergmann (68):
Erika Bergmann (68): "Ich finde das Aufstellen der Kameras sehr gut. Bei uns am Grab haben sie auch schon eine selbst gebastelte Lampe gestohlen. Das gibt uns jetzt etwas mehr Sicherheit"Foto: Alexandra Umbach © fotoagentur-ruhr
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Dass Grabstellen auf kirchlichen Friedhöfen häufig günstiger sind, ist der Stadt bekannt. „Doch wir müssen kostendeckend arbeiten, so verlangt es das Kommunalabgabengesetz“, so Hans-Joachim Hüser. Derzeit arbeite man aber nur zu 83 Prozent kostendeckend. „Denn wenn wir unsere Gebühren erhöhen, wird es noch deutlich schwieriger – der Markt ist hart umkämpft.“

Für weniger als 557 Eu­ro kommt in Essen jedoch keiner unter kommunale Erde, der Preis für die anonyme Beisetzung auf dem Urnensonderfeld auf dem Friedhof am Hallo. Günstiger geht’s nur noch in Oberhausen. Dort kostet die Urnenbestattung im Reihengrab 401 Euro – mit einem Haken: Die Nachbarstadt begräbt standardmäßig nur die eigenen Bürger. Denn: „Die Bestattung anderer Personen bedarf der vorherigen Zustimmung des Oberbürgermeisters“, heißt es in der Friedhofssatzung Oberhausens.

Das Ergebnis im Überblick

Der Bund der Steuerzahler NRW hat festgestellt: Sargbestattung im Wahlgrab in Bonn ist mit 4306 Euro ist am teuersten, gefolgt von Bochum (4146,25 Euro) und Aachen (3571,90 Eu­ro). Mit Abstand am niedrigsten ist die Gesamtgebühr mit 1470 Euro in Solingen. Ebenfalls un­ter 2000 Euro sind für Sargbestattungen im Wahlgrab in Duisburg (1943 Euro) und in Hamm (1958 Euro) fällig. Die höchsten Gebühren für eine Urnenbestattung im Reihengrab verlangt Herne mit 1780 Euro. In Aachen beträgt die Summe für Grabnutzung, Bestattung und Grabmalgenehmigung 1643 Euro. Unter den negativen Spitzenreitern findet sich Bonn mit 1634,33 Euro wieder. Die günstigste Gebühr verlangen Bottrop (572 Euro), Solingen (475 Euro) und Oberhausen (401 Euro).