Essen-Werden. Andreas Schäfer führt das Werdener Bestattungshaus Schäfer & Sohn in der fünften Generation. Von der Universität Bochum zum Diplom-Designer ausgebildet, war er kurzzeitig als Foto-Designer tätig. Danach besuchte er zwei Jahre als Quereinsteiger einen Meisterkurs zum Bestatter und führt nunmehr seit 15 Jahren das Traditionsunternehmen. Im Gespräch erläutert Andreas Schäfer, der in der Evangelischen Kirchengemeinde und auf Essener Innungsebene engagiert ist, seine beruflichen Aufgaben und die neue Bestattungskultur.


Nicht jeder weiß, dass man den Beruf der Bestattungsfachkraft erlernen kann. Auch bei Ihnen?
Andreas Schäfer: Ja, ich habe Nicole Remfort drei Jahre lang ausgebildet. Danach legte sie die Prüfung vor der Handwerkskammer ab, die sie mit „gut“ bestandenen hat. Darauf bin ich stolz, denn sie ist die erste Essenerin mit dieser Ausbildung. Ich habe sie als Bestattungsfachkraft in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen. Bald macht sie ihre Meisterprüfung. Frauen haben in der Tendenz eine besondere Befähigung im Gespräch mit Menschen, die sich in unserem sozialen Beruf vorteilhaft auswirkt.

In Ihrem Haus, aber auch in der Branche, hat sich ein Wandel vollzogen. Wie sieht der aus?
Früher waren wir ein reiner Handwerksbetrieb der Schreinerei. Aber die Zeiten des alleinigen Sarghändlers sind vorbei. Wir sind ein Dienstleistungsbetrieb. Wir organisieren rund um die Trauerfeier alles. Dazu gehört das intensive Gespräch mit den Hinterbliebenen, fragen nach deren Beisetzungsvorstellungen und deren Beziehung zu dem Verstorbenen. Wir sorgen für die Überführung vom Altenheim oder Krankenhaus, nehmen Kontakt zu Ämtern auf, sorgen für die Reinigung, Ankleidung, die Sargausschlagung und Aufbahrung. Die Sargträger stellt eine Service-Firma. Von uns wird ein immer höheres Niveau der Betreuung erwartet. Alle fünf Jahre werden wir vom TÜV geprüft.

Die Bestattungsrituale haben sich geändert?
Ja, das ist so. Selten finden Begräbnisse noch in großem Rahmen statt. Das hängt mit den Familienbanden zusammen, die sich gerade in Großstädten immer mehr auflösen. Früher war so ein Begräbnis ein gesellschaftliches Ereignis, vom Stellenwert einer Hochzeit oder Taufe vergleichbar, zu der 100 bis 150 Gäste kamen. Heute sind es meist zwischen 20 und 30 anwesende Trauergäste. Oft wird auch im engsten Familienkreis beigesetzt. In Werden wird überwiegend konfessionell bestattet. „Redner“ sind hier selten. Auch beim Tod achtet man auf die Kosten. Wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. Zumal 2004 das Sterbegeld von den Versicherungen gestrichen wurde. Es wird in den Industrienationen immer mehr Menschen geben, die sich kein Begräbnis leisten können. Deshalb gibt es auch immer mehr Billiganbieter, die wir aber nicht als Konkurrenz betrachten. Wir setzen auf Qualität und Dienstleistung. In unserem Internet-Portal befindet sich ein Kostenrechner, mit dem alles nachvollzogen werden kann. Eine Bestattung mit Friedhofsleistungen kostet zwischen 3500 und 4000 Euro. Solche Summen sind für den Normalverdiener natürlich ein Problem.
Was kann man für die Bestattungsvorsorge tun, um eine würdiges Begräbnis zu ermöglichen?
Eine Bestattungsvorsorge für die eigene Bestattung kann durch einen Vertrag mit einem Beerdigungsunternehmen getroffen werden. Gerade für junge Leute lohnt sich der Abschluss einer Sterbegeldversicherung, in die monatlich eingezahlt wird. Zudem kann ein Treuhandkonto angelegt werden, das im Sterbefall den Betrag zweckgebunden zur Verfügung stellt.

Der Umgang mit dem Verstorbenen sagt viel über die Beziehung zu ihm aus. Was ist, wenn kein Angehöriger vorhanden ist?
Dann gibt es eine Sozialbestattung, deren Kosten die Stadt Essen übernimmt Es besteht ein fester Tarif, der mit den Bestattungshäusern vereinbart ist. Einmal im Monat findet für alle Verstorbenen ein Beisetzungs-Gedenkgottesdienst statt.

Verschiedene Bestattungsarten bestehen. Welche sind die häufigsten?
Feuer- und Urnenbestattungen liegen im Trend. Sie sind preiswert, zumal sie nicht soviel Friedhofsplatz beanspruchen. Die Erdbestattung beträgt ungefähr die Hälfte aller Begräbnisse. Die Seebestattung kommt selten vor. Eine neuere Art der Beisetzung ist die in Friedwäldern, die der Kommune gehören. Ein Förster setzt die Urne an einem Baum bei.