Essen. In Essen hat die Zuwanderung zugenommen. Vor allem aus den Euro-Krisenländern kommen die Menschen in die Stadt. Nun bastelt Essen an einem Konzept, wie Zuwanderer empfangen werden sollen: Ein Welcome-Center soll als Anlaufstelle am Gildehof entstehen. Doch das Projekt kommt nur schleppend voran.
Die Zuwanderung nach Essen hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Unter anderem ziehen mehr Menschen aus den Euro-Krisenländern Südeuropas in die Stadt (siehe Grafik). Doch mit ihrem seit langem gehegten Plan, die Willkommenskultur zu verbessern, kommt die Stadt nicht voran. Für das seit Jahren diskutierte Welcome-Center gibt es noch immer kein Konzept der Verwaltung geschweige denn einen Eröffnungstermin. Mehrere Fachabteilungen arbeiteten derzeit an einer Feinkozeption, heißt es dazu lediglich aus dem Rathaus.
Für einen der hartnäckigsten Vorkämpfer, Burak Copur, eine Farce: „Wieder ist fast ein Jahr vergangen, seitdem der Rat am 23. Juni 2012 der Gründung eines Welcome-Centers grünes Licht gegeben hat. Nun ist es höchste Eisenbahn, dass die Verwaltung ein Konzept mit einem entsprechenden Fahrplan vorlegt, wann das Center tatsächlich in diesem Jahr eröffnet werden soll“, fordert der Grünen-Politiker im Stadtrat.
Auf verstärkte Zuwanderung hingewiesen
Die Stadt selbst hatte in ihrem Bevölkerungsbericht Anfang des Jahres auf die verstärkte Zuwanderung hingewiesen. Dort heißt es: „Auch die Attraktivität der Stadt Essen für Menschen mit nicht deutschen Wurzeln ist hoch.“ So habe die Zahl der Nichtdeutschen und Doppelstaatler 2012 so stark zugenommen, wie nur zu Beginn der 1990er Jahre. Von Ende 2011 bis Ende 2012 wuchs deren Zahl um mehr als 4000.
Copur befürchtet nun, dass Essen seinen Vorsprung verspielt. Schließlich arbeiteten auch andere Städte an ähnlichen Konzepten: „Wir sollten die öffentlichkeitswirksame Chance nicht verpassen, dass Essen als erste Stadt in NRW ein Welcome-Center haben wird.“
Diskussion um den Fachkräftemangel
Schließlich laufe die öffentliche Diskussion um den Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft bereits auf Hochtouren, mahnt er. Wie wichtig Zuwanderer für die Wirtschaft werden könnten, hatte erst Ende Mai eine Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung unterstrichen: So seien Einwanderer nach Deutschland mittlerweile besser qualifiziert als der deutsche Durchschnitt.
Im Welcome-Center sollen ausländische Fachkräfte sozusagen in einem „Rutsch“ ihre Behördengänge erledigen können. Und zwar in einem angenehmen Ambiente ohne Wartezeiten und bei Mitarbeitern, die Fremdsprachen beherrschen. So soll bei den Neuankömmlingen ein positives Bild der Stadt entstehen.
Fest steht bislang, dass die Anlaufstelle im Gildehof Platz finden wird. Auch eine Leiterin für das Center gibt es bereits, wie Oberbürgermeister Reinhard Paß auf eine Anfrage der Grünen im März mitteilte. Doch aus Sicht Copurs geht das alles zu langsam: „Ein sorgfältiges, aber gleichzeitig zügiges Arbeiten sollte kein Widerspruch für die Verwaltung sein.“