Essen. Das Essener Jugendamt tourt Anfang Juni durch die Stadt. Eine bundesweite Kampagne soll für Information und Image-Korrektur sorgen. In Essen sind die Mitarbeiter mit dem Kindergesundheitsmobil unterwegs.
Ämter brauchen keine Werbung, sie haben einen staatlichen Auftrag und für ihren Aufgabenbereich ein Monopol. Und doch beteiligt sich das Jugendamt Essen nun schon zum zweiten Mal an der bundesweiten Kampagne „Jugendamt – Unterstützung, die ankommt.“ Wie in 600 anderen Kommunen ist man wohl auch in Essen zu dem Ergebnis gekommen, dass es in puncto Image noch ein bisschen Luft nach oben gibt.
Für Jugendamts-Sprecher Peter Herzogenrath liegt das vor allem daran, „dass wir als oft Eingriffs-Behörde wahrgenommen und mit Sanktionen verbunden werden“. Tatsächlich wird das Jugendamt tätig, wenn ein Kind verwahrlost ist oder misshandelt wird, tatsächlich droht den Eltern in solchen Fällen, dass ihnen das Kind – zeitweilig oder auf Dauer – entzogen wird. Etwa 200 solcher Inobhutnahmen gibt es im Jahr in der Stadt; die Kinder werden in Heimen oder in Pflegefamilien untergebracht.
"Was sind uns die Kinder wert?"
„Doch seit Jahren setzen wir immer mehr auf vorbeugende, unterstützende Angebote“, sagt Herzogenrath. Wie auf den Babybesuchsdienst, der sich an alle Jungeltern wendet, oder das Programm „Sicherer Start“, das Schwangere und junge Eltern unterstützt, die sich mit der Versorgung eines Kindes schwer tun. Dazu kommen Beratungsangebote in Kinderwagen-Distanz, etwa in vielen zu Familienzentren ausgebauten Kitas. Seit September 2012 bereist das Kindergesundheitsmobil die Stadt.
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Trotz dieses Netzes an Hilfen sei das Jugendamt für viele Familien nicht sichtbar: „Wer einen Kita-Platz sucht oder eine Fahrt mit dem Ferienspatz bucht, weiß oft gar nicht, dass er es mit dem Jugendamt zu tun hat“, sagt Herzogenrath. Die Aktionswoche, die diesmal unter dem Motto „Was sind uns die Kinder wert?“ steht, soll helfen das zu ändern. Während man bei der Premiere vor allem darauf setzte, sich in den Medien vorzustellen, geht man diesmal verstärkt in die Stadtteile.
Kein missionarischer Eifer
Start ist am Montag, 3. Juni, mit einem Stadtteilfest am Eltingplatz im Nordviertel. Zwei Tage später wird im Riehlpark in Essen-West gefeiert – als rollende Info-Box dient das Kindergesundheitsmobil, das sich selbst und das Jugendamt bekannt macht. „Wir wollen dem Amt ein Gesicht geben, wollen Schwellenängste abbauen.“ Weil die Stadt für teure Imagekampagnen kein Geld hat, arbeitet man mit Bordmitteln, bündelt also in der Aktionswoche Kita-Eröffnung und Projektstart, Jubiläum und Telefonsprechstunde. Übergroßen missionarischen Eifer müsse niemand befürchten, beruhigt Herzogenrath. Bei den Jugendamts-Festen gelte: „Unterhaltung vor Belehrung.“