Essen-Werden. Die Tatsache, dass Plätze in Kindertagesstätten rar sind, ist nicht neu. Die Wartelisten sind lang; auch in Werden. „Wir können uns vor Anmeldungen nicht retten“, sagt Oliver Kern, Geschäftsführer vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit (VKJ). Laut Kern würden in Werden 14 Gruppen fehlen. Und wenn er von einer Gruppe spricht, dann ist die Rede von 20 Kindern.
So schloss man sich zusammen, fand mit dem VKJ einen potenziellen Betreiber, mit Gerhard Martynus einen engagierten Investor und mit dem ehemaligen Döllken-Gelände an der Ruhrtalstraße einen Standort.
Die Pläne der Architekten stehen. Eine Kita mit 110 Plätzen, sechs Gruppen und 25 Beschäftigten, also 25 neuen Arbeitsplätzen, hätte es auf dem 4000 Quadratmeter großen, naturnahen Grundstück unweit vom Wasser werden sollen. Mit viel Grün ringsherum und eventuell sogar einem Kleintiergehege.
Hätte... Der Standort, den sich die Beteiligten ausgeguckt haben, entspricht nicht den Vorstellungen des Jugendamtes und des Amts für Stadtplanung und Bauordnung – obwohl seitens der Ämter noch nicht einmal eine Ortsbesichtigung stattfand. „Der Vorschlag einer Begehung wurde abgelehnt“, bedauert Oliver Kern. Aufgrund der planungsrechtlichen Situation erschiene diese „nicht notwendig“. „Die Kita kann definitiv nicht an diesem Standort gebaut werden; die Paragraphen sind eindeutig“, verkündet Anne Müting vom Jugendamt. „Das ist Kindern und Eltern nicht zumutbar; das Gelände wäre nur mit dem Auto anzufahren und ist darüber hinaus auch zu weit entfernt für die Werdener Kinder“, begründet Detlef Robrecht vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung die Auffassung der Verwaltung.
Oliver Kern kann diese Argumentation jedoch nicht nachvollziehen: „Die Kinder, die die Kita am Wesselswerth besuchen, werden auch immer mit dem Auto gebracht“, weiß er und sieht die Wege, die, laut Verwaltung, fußläufig nicht gut zu erreichen wären, daher nicht als Hindernis.
Unverständnis auch beim Investor: „Wir sind verwundert, dass diese Kita an den Zuwegungen scheitern soll. Es gibt genügend Möglichkeiten, Wege zu schaffen“, so Martynus über das Drei-Millionen-Projekt, von dem er als Investor mehr als zwei Millionen tragen würde. Laut Oliver Kern wäre die Kita mit Fördergeldern in Höhe von 800 000 Euro bezuschusst worden. „Das Geld war bewilligt“, erzählt Kern.