Essen.

Die Aufregung war groß, als der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) 2011 öffentlich machte, dass die Luft in Kindergärten vermeintlich dreimal so stark mit so genannten Weichmachern (Phtalate) belastet sei wie in normalen Haushalten. Zu diesem Ergebnis war der BUND nach einer bundesweiten Erhebung von Stichproben gelangt. Nun heißt es Durchatmen im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), das die Veröffentlichung zum Anlass für eine Untersuchung genommen hatte, gibt offiziell Entwarnung. Die Ergebnisse zeigten zumindest, „dass durch den Kita-Besuch keine wesentliche Zusatzbelastung der Kinder befürchtet werden muss“, heißt es im Bericht, mit dem sich der Umweltausschuss des Stadtrates in der kommenden Woche befassen wird. Die Stadt will aus der Untersuchung dennoch Konsequenzen ziehen.

Sechs Essener Kindertagesstätten hatten sich an der länderübergreifenden Untersuchung beteiligt, insgesamt waren 63 Einrichtungen mit 663 Kindern untersucht worden. Eine umfassende Überprüfung aller Essener Kitas, wie sie CDU, Grüne, FDP und EBB zunächst von der Verwaltung gefordert hatte, war an den Kosten gescheitert - und in der Gewissheit, dass es für Weichmacher keine Grenzwerte gibt. Die Messergebnisse seien deshalb gar nicht verwertbar, hieß es seinerzeit seitens der Verwaltung.

Studie zur Kenntnis genommen

Diese nimmt die Studie des Landesamtes dennoch mit Erleichterung zur Kenntnis und zeigt sich ausgesprochen zufrieden darüber, dass die Experten sogar Probleme hatten, in den Kitas „genügend Staubpartikel sammeln zu können“, so sauber hätten sie die Einrichtungen vorgefunden. Nicht nur Staub wurde untersucht, auch Urin der Kinder vor und nach dem Kita-Besuch, sofern die Eltern einverstanden waren. Erstaunlicherweise wurden zum Teil nach dem Besuch niedrigere Werte gemessen als an einem Montagmorgen, wenn die Kinder das Wochenende zu Hause verbracht hatten. Auch konnten die Experten keinen Zusammenhang nachweisen zwischen dem Weichmacher-Gehalt in der Raumluft und im Hausstaub und dem Umstand herstellen, dass die Kinder in den Kitas mit Kunststoffspielzeug spielen oder die Fußbödenbeläge aus PVC sind.

Alles halb so wild also? Die Stadt will jedenfalls darauf achten, für Kitas möglichst schadstoffarme Materialien anzuschaffen. Auch sollen die Einrichtungen weiterhin täglich gereinigt werden. Eltern will man stärker für das Weichmacher-Problem sensibilisieren und darüber aufklären, worauf sie achten sollten, wenn sie Lebensmittel oder Hygieneartikel für ihre Kleinen kaufen. Denn in so manchem Produkt lauern mehr Phtalate als im PVC-Boden einer Kita.