Essen. . Auch sechs Essener Tagesstätten hat das Landesumweltamt NRW in einer bundesweiter Studie auf Weichmacher untersucht. Gesucht wurde nach gesundheitsgefährdenden Substanzen in der Raumluft, im Hausstaub und im Urin. Das Ergebnis: Kein Grund gesundheitliche Besorgnis.
Es ist die erste harte Nachricht nach einer aufgeregten Diskussion um giftige Weichmacher in Kindertagesstätten: Das Landesumweltamt NRW (LANUV) hat Entwarnung gegeben. Untersuchungen auf so genannte Phthalate haben „keinen Hinweis auf eine wesentliche Zusatzbelastung der Kinder“ in den Einrichtungen erbracht: „Eine gesundheitliche Besorgnis besteht nicht“.
Dies ist das Ergebnis einer bundesweiten Analyse in 63 Einrichtungen. In Nordrhein-Westfalen wurden 23 Gebäude, in Essen fünf städtische Kitas und ein Haus des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit unter die Lupe genommen. Gesucht wurde nach gesundheitsgefährdenden Substanzen in der Raumluft, im Hausstaub und im Urin von insgesamt 663 Kindern.
Details der Studie folgen
Details aus der Studie, an der neben dem LANUV das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und das Landeslabor Berlin-Brandenburg beteiligt waren, sollen der örtlichen Politik erstmals im Mai vorgestellt werden.
Viel Staub wird dabei wohl nicht mehr aufgewirbelt. Denn die schnell zusammen zu fassenden Erkenntnisse, die nicht erst seit gestern vorliegen, sind in Bezug auf die Kitas wenig beunruhigend, schenkt man der Einschätzung der Experten Glauben: Nachdem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vor zwei Jahren wegen hoher Weichmacher-Mengen im Kita-Hausstaub Alarm geschlagen hatte (die NRZ berichtete), bestätigt die aktuelle Studie diese Erkenntnis zwar im Grundsatz. Die Fachleute kommen jedoch gleichzeitig zu dem Schluss, dass die Analyse dessen, was sich in einem geschlossenen Gebäude alles so ablagert, allein „kein geeigneter Indikator“ ist, um die tatsächliche Belastung der Kinder abschätzen zu können. Was heißt: Nur das Stochern im Staub genügte nicht.
Erlaubnis der Eltern
Deshalb wurde mit Erlaubnis der Eltern im Urin der Kleinen nach Metaboliten – das sind Abbauprodukte der Weichmacher – geforscht. Die Ergebnisse sind überraschend: Denn teils waren die gemessenen Werte nach einem Kita-Besuch niedriger als an einem Montagmorgen, wenn die Kinder ein Wochenende zu Hause verbracht hatten.
Deshalb will die Stadt auch reagieren: Neben den täglichen Reinigungen und der Grundreinigung der Gebäude einmal im Jahr sollen die Eltern künftig intensiver beraten und aufgeklärt werden. Es wird nicht jeder wissen, dass nach Angaben der Behörden in Lebensmitteln, besonders in Mayonnaisen und Würzsoßen, Textilien, oder auch in Körperpflegemitteln mehr Weichmacher versteckt sind, als zum Beispiel in einem Bodenbelag einer Kindertagesstätte.