Essen. Auf der Gladbecker Straße in Essen wird regelmäßig zu viel Feinstaub in die Luft gepustet. Die Umweltverwaltung der Stadt will deshalb den Schwerverkehr auf andere Straßen verbannen. CDU und Grüne sehen darin keine Lösung - und fordern ein Gesamtverkehrskonzept für die Stadt.
Mal wieder dicke Luft auf der Gladbecker: Brüssel moniert, dass ständig die Grenzwerte bei Feinstaub, zuletzt vor allem bei Stickstoffdioxid überschritten werden. Essens Umweltverwaltung will deshalb handeln und den Schwerverkehr von der Gladbecker Straße verbannen, ihn über die Bottroper hinaus führen. Damit ist einmal mehr die Diskussion über die verkehrliche Situation im Essener Norden ins Rollen geraten.
CDU und Grüne sind sich dabei erstaunlicherweise einig: „Wir brauchen ein Gesamtverkehrskonzept für Essen, möglichst im Verband mit den Nachbarkommunen, um den zunehmenden Verkehr gezielt zu lenken und nicht zu verdrängen“, fordern unisono Uwe Kutzner, planungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, und Christoph Kerscht, Grünen-Ratsmitglied und Vorsitzender des Umweltausschusses. Dabei erinnert Kerscht an den alten Vorschlag der Grünen, zur Entlastung der Gladbecker den überörtlichen (Schwer-)Verkehr über die A 42 zur Ausfahrt Bottrop Süd zu führen, von dort über die Bottroper Straße und den Berthold-Beitz-Boulevard zu lenken. Betroffen wären als Anlieger fast nur Gewerbebetriebe.
Passende Infrastruktur
Für Uwe Kutzner ist die Sperrung der Gladbecker Straße keine Lösung: „Das ist nur eine Verdrängung des Verkehrs in Straßen und Stadtteile, wo keine Messgeräte das Abgas-Problem aufzeigen.“ Vielmehr müsse der Verkehr gezielt gelenkt werden: „Die wachsende Stadt braucht nicht nur die Flächen für Wohnungsbau und Gewerbeansiedlung, sondern muss auch die passende Infrastruktur schaffen. Hier ist die Planungsverwaltung gefordert.“ Laut Kutzner werde die CDU dazu die Anträge vorbereiten: „Die Bottroper Straße ist sicherlich als eine Ausweichstrecke geeignet, auch der Berthold-Beitz-Boulevard könnte deutlich mehr Fahrzeuge vertragen. Dazu muss die Stadt aber lenkend eingreifen und Konzepte entwickeln.“ Bislang werde die Verkehrsplanung in Essen vernachlässigt, „das muss sich ändern“.
A 52 soll Luft verbessern
Die Forderung der FDP, endlich die A 52 durch Essen zu bauen, hält der CDU-Ratsherr an dieser Stelle für wenig hilfreich: „Wir halten natürlich nach wie vor an der A 52 fest, aber ich sehe nicht ansatzweise eine politische Konstellation in Bund oder Land, die dahin führen könnte.“ Auch hier teilt er die Meinung der Grünen, dass ein Bau der Autobahn in den nächsten 20 Jahren an den Realitäten vorbeiführe: „Damit ist nicht zu rechnen.“ Für Christoph Kerscht ist die FDP-Forderung deshalb „reine Augenwischerei“. Das Land hatte den Essener Abschnitt im Herbst 2011 aus der Planung genommen und auf Eis gelegt, da eine Finanzierung des 700 Millionen Euro schweren Teilstücks seitens des Bundes als völlig abwegig galt und nach wie vor gilt. Der finanzielle Schwerpunkt liegt zurzeit auf dem Erhalt des bestehenden Autobahnnetzes, wobei allein die 49 maroden, abrissreifen Brückenwerke in NRW einiges an Kopfzerbrechen bereiten.
So wird Essen seine Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Problematik wohl ohne auswärtige Hilfe lösen müssen, auch Brüssel wird keine 20 Jahre warten. Grünen-Ratsherr Kerscht setzt deshalb eher auf den Regionalverband Ruhr: „Die Verbandsversammlung hat ein regionales Mobilitätsentwicklungskonzept für die Metropole Ruhr auf den Weg gebracht.“ Darin könnten sich auch Lösungswege für Essen finden.