Essen. . An sieben der vergangenen neun Tage waren die Messwerte für Feinstaub in Essen schon zu hoch. Dabei dürfen Fahrzeuge mit „roter“ Plakette gar nicht mehr fahren. Ein Sprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW beklagt den “Kriechverkehr und dass viele unnötig heizen.“

An sieben der vergangenen neun Tage registrierten die Messstellen des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) zu hohe Feinstaubwerte in Altenessen, Vogelheim und an der Steeler Straße. Nur die Anlage Schuir meldet überraschend keine Höchstwerte; sie ist defekt.

LANUV-Sprecher Peter Schütz hat den Schuldigen für die aktuellen Werte bereits ausgemacht – die vorherrschende Inversionswetterlage, bei der warme Luft über dem kalten Winterwetter liegt und fast kein Wind entsteht. Schütz: „Dazu kommt der Kriechverkehr und dass viele unnötig heizen.“ Das Amt bittet daher alle Bürger, überflüssige Autofahrten zu vermeiden und nicht mit Kaminen und Öfen zu heizen, wenn niemand zu Hause ist. Die Messstation an der Gladbecker Straße (Bundesstraße 224) registriert die bisher höchsten Feinstaubkonzentrationen – jedoch mit sinkender Tendenz. Die Zahl von Überschreitungen des Tagesgrenzwertes ist von 77 (2004) auf 36 (vorläufiger Wert 2012) zurückgegangen.

Feinstaub macht krank

Nicht öfter als an 35 Tagen im Kalenderjahr darf der Feinstaub-Tagesmittelwert 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten, schreibt die EU-Richtlinie 1999/30/EG seit dem 1. Januar 2005 vor. Und obwohl auch die Januarwerte nur vorläufiger Natur sind, sprechen sie eine deutliche Sprache. Denn Feinstaub schadet der Gesundheit. So zeigen Studi­en der Weltgesundheitsorganisation, dass mit Feinstaub belastete Luft die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um etwa zehn Monate verkürzt. Daher hat sie den maximalen Tagesmittelwert bei 25 Mikrogramm festgelegt. „Diesen Wert sieht die EU vor dem Hintergrund der Ballungsräume jedoch für kaum haltbar, weil bei uns zu viele Autos fahren“, so Schütz. Daher habe man ihn schlicht verdoppelt.

Anders als andere Luftverunreinigungen setzt sich Feinstaub, der bei Umweltexperten „PM10“ heißt, chemisch nicht einheitlich zusammen – wie Ozon, Schwefel- oder Stickstoffdioxid. Er besteht aus vielen chemischen Stoffen, wie Nitraten, Sulfaten, Silizium-, Ammoni­um- und Kohlenstoffverbindungen, Seesalzkomponenten oder Wasser. Diese haben sehr verschiedene chemische wie physikalische Eigenschaften, was die Messung von Feinstaub so schwierig macht. Wetterbedingt treten zwischen September und April gehäuft Feinstaubepisoden auf.

Um die Feinstaubkonzentration in der Luft zu verringern, dürfen seit dem 1. Januar noch Fahrzeuge mit gelber oder grüner Plakette in der Umweltzone Ruhrgebiet fahren. Aus diesem Grund wurden alleine in Essen 55 Schilder an den Ortseingängen, 15 sogenannte „Vorwegweiser“ und 49 Zusatzschilder an den Autobahnabfahrten bereits aktualisiert.

Wo in der Stadt Essen Feinstaub gemessen wird

Die Feinstaubmessungen werden vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW durchgeführt. Messcontainer für kontinuierliche PM10-Messungen befinden sich an der der Gladbecker Straße auf dem Parkstreifen zwischen den Hausnummern 240 und 262, an der Steeler Straße im Kreuzungsbereich mit der Kronprinzenstraße sowie an der Hafenstraße auf dem Damm nördlich der Kleingartenanlage. Darüber hinaus gibt es so genannte Passivsammler an Laternenmasten an der Brückstraße, der Gladbecker Straße, der Hombrucher Straße, der Alfredstraße, der Straße Am Bürgersteig (A40) sowie an der Krayer Straße. Eine Beschreibung der Messtechnik, der Messverfahren und die genauen Standorte sind auf www.lanuv.nrw.de zu finden.