Essen. . Das Ruhrgebiet wird zur Umweltzone. Wer ein altes Auto fährt, erhält eine Atempause. Autos mit roter Umweltplakette dürfen ab 2013 nicht mehr in der Zone fahren, für Fahrzeuge mit gelber Plakette wird sie erst ab dem 1. Juli 2014 zum „Sperrgebiet“.
Der neue Luftreinhalteplan wird von der Bezirksregierung am 27. Juni im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung vorgelegt. Zum 1. Januar 2012 soll der Plan in Kraft treten.
Der Entwurf greift damit die Empfehlung der Oberbürgermeister aus den Revierstädten auf. Gemeinsam hatten sie sich für diesen vergleichsweise moderaten Zeitplan ausgesprochen. Die OB-Runde blieb damit noch hinter dem Plan ihrer Umweltdezernenten mit strengeren Fahrverboten schon ab 2012 zurück. Die Landesregierung hatte den seit 2008 gültigen Luftreinhalteplan ursprünglich bereits zum 1. Juni dieses Jahres fortschreiben wollen.
Verschärfte Grenzwerte
Hintergrund ist eine Verschärfung der Grenzwerte durch die Europäische Union. Die EU hatte dem Land NRW eine zweijährige Galgenfrist gewährt. In dieser Zeit durfte die Belastung durch Feinstaub den Mittelwert von 75 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft maximal an 35 Tagen pro Jahr überschreiten. Diese Galgenfrist ist nun abgelaufen; seit dem 12. Juni liegt der Grenzwert bei 50 Mikrogramm. Sollte dieser an mehr als 35 Tagen überschritten werden, könnte es für das Land NRW teuer werden. Allerdings müsste die EU nachweisen, dass es sich um eine dauerhafte Luftbelastung handelt.
Die Messwerte der vergangenen Jahre sprechen dagegen, heißt es im Umweltamt. Die Feinstaubbelastung ist demnach kontinuierlich zurückgegangen. Legt man den Grenzwert von 50 Mikrogramm im Tagesmittel zugrunde, so wurden dieser an der Gladbecker Straße im Jahr 2004 an 77 Tagen überschritten. Ein Jahr später - das Fahrverbot für Lkw war in Kraft - galt dies für 60 Tage. 2011 wurden an der Gladbecker Straße 31 Überschreitungstage gezählt. Das ist nah daran an den erlaubten 35 Tagen, die Tendenz sei jedoch eindeutig: Was Feinstaub angeht, habe sich die Luftqualität verbessert.
Experten im Umweltamt und beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz führen dies auch auf die Umweltzone zurück. Auch außerhalb der Zone sind die Feinstaubwerte zurückgegangen, allerdings geringer als innerhalb der Zone. Eine Ausweitung sei deshalb sinnvoll.
Positiver Effekt
Dass ältere Autos nun aber länger in der Umweltzone werden fahren dürfen, hat nach Expertenmeinung durchaus einen positiven Effekt: Zumindest Besitzer älterer Autos mit gelber Plakette sähen sich nicht genötigt, schon bald ein neues Autos kaufen zu müssen. Eines, dass noch nicht auf dem neuesten Stand der Technik fährt.
Hintergrund: Kopfzerbrechen bereitet Fachleuten längst die hohe Belastung an Stickstoffdioxid in der Luft. Auch dieser Schadstoff verursacht Herzkreislauferkrankungen. Anders als beim Feinstaub gehen die Werte nicht zurück, sie steigen. Die Belastung liegt aufs Jahr gesehen bereits um 40 Prozent über dem zulässigen Grenzwert. Verantwortlich dafür sei die aktuelle Motorentechnik. Moderne Motoren stoßen weniger Feinstaub aus, produzieren aber mehr Stickoxide, die sich in der Atmosphäre in schädliches Stickstoffdioxid umwandeln. Anders Motoren der Euronorm 6, diese greift erst 2014 - spät, aber noch gerade rechtzeitig vor der Verschärfung des Fahrverbotes für Fahrzeuge mit gelber Plakette.