Essen. . Bei einer Krippen-Analyse führt Essen die Hitliste unter den Revierstädten an. Bundesweit reichte es für Platz 33.

Der Abgabetermin naht: Heute muss die Stadt Essen dem Land NRW melden, mit wie vielen Betreuungsplätzen sie ab 1. August in das neue Kindergartenjahr zu starten gedenkt. Dieser Stichtag war für die „Wirtschafts-Woche“ unter anderem Anlass für eine Umfrage, wie die Versorgungssituation für unter Dreijährige in den 50 größten deutschen Städten ab Herbst aussehen wird. Essen landet demnach mit rund 4700 Betreuungsangeboten auf Platz 33.

Ostdeutsche Städte als Sieger

Dass Jugenddezernent Peter Renzel dieses allenfalls mittelmäßige Abschneiden dennoch als Erfolg wertet, erklärt sich eher auf den zweiten Blick. Zum einen landen eh die von der Historie der Kinderbetreuung in der ehemaligen DDR begünstigten ostdeutschen Städte als unangefochtene Sieger auf der Hitliste: wie Halle und Rostock mit einer Versorgungsquote von 63 beziehungsweise 60 Prozent. Zum anderen nimmt Essen mit seiner demgegenüber vielleicht als gering empfundenen Quote von 35 Prozent im Vergleich der finanziell gebeutelten Revierstädte aber immerhin den ersten Platz ein – deutlich vor Dortmund, Duisburg, Mülheim, Oberhausen und Gelsenkirchen.

„Wir liegen sehr gut“, sagt Renzel, auch wenn er der Analyse des Wirtschaftsmagazins dann doch nicht allzu viel Aussagekraft beimessen möchte. Denn es gebe keine einheitliche Berechnungsgrundlage für die Quote unter den Städten. Manche planen sie für zwei, andere für drei Jahrgänge, viele für irgendwas dazwischen.

Platz für jedes zweite Kind 

Die Essener Quote von 35 Prozent sei für die Null- bis Dreijährigen kalkuliert worden. Wenn Essen nur die Zahl der Ein- und Zweijährigen zu Grunde legte, deren Eltern tatsächlich einen Rechtsanspruch auf einen U3-Platz geltend machen können, springt die örtliche Versorgungsquote auf 51 Prozent.

Dennoch: Ob ein Platz für jedes zweite Kind ab August ausreichend sein wird, ist gänzlich offen. „Wir haben keine Ahnung, wie hoch der Bedarf tatsächlich sein wird“, sagt Renzel. Sollte er das Platzangebot überschreiten, wird’s eng. Deshalb hat die Stadt am Dienstag vorsorglich ein ganzes „Maßnahmebündel“ durch den Jugendhilfeausschuss gebracht. Kinder, deren Familien sich in einer Notlage befinden, sollen aufgenommen werden, auch wenn alle Plätze in einer Einrichtung belegt sind. Dies erlaube das Kinderbildungsgesetz in einer Größenordnung von zehn Prozent. In der Tagespflege könnte der Schlüssel von derzeit rechnerisch etwa drei auf künftig fünf von einer Tagesmutter zu betreuende Kinder ausgeweitet werden. Auch das ist nach Einschätzung der örtlichen Jugendhelfer gesetzlich möglich.

Ausweg aus der Klemme

Den dritten denkbaren Ausweg aus einer möglichen Klemme will Renzel allerdings nur als „ultima ratio“, sozusagen als das letzte Mittel, verstanden wissen: Es werde geprüft, ob Kinder, deren Eltern kein Angebot in einer Kita oder einer Tagespflegestelle gemacht werden könne, in einer privat-gewerblichen Betreuung oder Spielgruppe unterzubringen sind. In ersten Gesprächen mit den Einrichtungen sollen diese Möglichkeiten abgeklopft werden. Mit einem Ergebnis rechnet Renzel bis Ende April.

Dass Essen beim Kita-Ausbau „weit vorne“ ist, erklärt die SPD-Fraktion auf ihre Weise: „Das ist ein riesiger Erfolg für den ganz persönlichen Einsatz des Oberbürgermeisters“, ist Frank Müller, jugendpolitischer Sprecher, überzeugt, um gleich nachzuschieben: „Jetzt heißt es nicht nachzulassen. Denn damit ist der berechtigte Anspruch der Eltern noch nicht erfüllt.“ Die SPD-Fraktion werde in den kommenden Jahren „konsequent mehr Geld“ für den Kita-Ausbau einfordern.