Essen. Der Verein alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) bietet in Essen 320 Betreuungsplätze bei Tageseltern an. Zum nächsten Kita-Jahr sollen weitere Tagesmütter und -väter geschult werden. Die Verantwortung sei groß, die Bezahlung okay und ohne Freude an der Arbeit mit Kindern gehe es nicht, sagen die Organisatoren.

Die Ausbildung dauert von April bis Juli – im August können die Teilnehmer in den Job starten. Passgenau zum Start des neuen Kita-Jahres will der Verein der alleinerziehenden Mütter und Väter (VAMV) neue Tageseltern qualifizieren. „Ab dann haben auch Kinder unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf eine Betreuung – und der Bedarf an Plätzen wird wachsen“, sagt Antje Beierling vom VAMV-Landesvorstand. Spürbar sei das bereits: Da melden sich schon Eltern, die erst 2014 eine Tagesmutter brauchen, da buhlen um neun Plätze 40 Interessenten.

Auch die Stadt setzt neben dem Kita-Ausbau auf Tagespflege: 120 neue Plätze werden bis August geschaffen. „Wenn wir schaffen, 15 bis 20 Frauen und Männer auszubilden, könnten 40 Plätze dazu kommen“, sagt Beierling. Denn die Neueinsteiger sollen sich erstmal mit ein bis zwei Kindern auf das Abenteuer einlassen, während erfahrene Tagesmütter bis zu fünf Kinder aufnehmen. Derzeit betreut der VAMV in Essen 98 Tagesmütter und zwei Tagesväter, die 320 Plätze bieten.

Schon vor 20 Jahren habe der Verband auf Tagesmütter gesetzt, wohl auch, weil sich das Betreuungs-Problem für Alleinerziehende früh und drängend stellt. „Ihnen fehlt eben der Partner, der sich mit ums Kind kümmert.“ Daniela Pils (45) hat das erlebt: „Ich habe meine Tochter allein groß gezogen, seit sie zwei ist. Obwohl ich einen netten Chef hatte, obwohl meine Geschwister halfen, konnte ich nur Teilzeit arbeiten.“ Heute ist ihre Tochter 16 Jahre alt, und die Mutter sucht eine neue Herausforderung. Ihren Verwaltungsjob hat sie aufgegeben, eine Therapie-Ausbildung gemacht, ab April schult sie beim VAMV auf Tagesmutter um. „Ich habe eine Freundin, die das macht, und ich arbeite gern mit Kindern.“

Erfahrung mit Kinderbetreuung sei wichtig; außerdem schaut sich der Verband die Wohnung auf Größe und Kindersicherheit an. Während in der Anfangszeit praktisch jeder Tagesmutter werden konnte, erlebe man nun eine wachsende Professionalisierung, sagt Beierling. So gibt es nach der 80-stündigen Grundausbildung eine ebenso lange Zweitqualifizierung, Fortbildungen folgen. Die gestiegenen Erwartungen an die Tageseltern spiegeln sich in der Bezahlung wider: „Vor 20 Jahren waren es 1,89 Mark pro Kind und Stunde, heute sind’s 4,20 Euro.“

Der Lohn sei okay; problematisch bleibe, dass nur elf Monate im Jahr bezahlt werden und es keine Absicherung gibt, wenn Kinder in die Kita wechseln und Lücken entstehen. „Ohne Freude an der Arbeit mit Kindern macht man das nicht, doch es kann heute eine existenzsichernde Tätigkeit sein.“ Und nicht nur Zuverdienst. Auch darum hofft Beierling, dass sich verstärkt Männer für diese Aufgabe erwärmen.