Essen. Allein in diesem Jahr sollen acht „Schrottimmobilien“ aus dem Stadtbild verschwinden – darunter die ehemalige Volkshochschule und das stillgelegte Jugendzentrum an der Papestraße. Und die Liste weiterer Objekte ist lang.

Dass ungenutzte Immobilien nach langem Schlaf von ebenso malerischen wie undurchdringlichen Dornenhecken umringt sind, die sich später gar in rankende Rosen verwandeln – so etwas gibt es leider nur in Grimms Märchen. In der Essener Wirklichkeit verkommen die Vorzeige-Standorte von dagegen schnell zu versifften Schandflecken, die manchmal ein ganzes Stadtquartier nach unten ziehen.

Die lange gehegte Hoffnung, dass ein Prinz in Gestalt solventer Investoren die Qualität so mancher Schrottimmobilie erkennt und das jeweilige Grundstück mit reichlich Geld „wachküsst“, hat offensichtlich getrogen, also übernimmt die Stadt diesen Job jetzt selbst: Allein im laufenden Jahr sollen fünf Millionen Euro aus dem maroden Haushalt abgezweigt werden, um nicht mehr benötigte städtische Immobilien dem Erdboden gleich zu machen. Und weil die Liste solcher Objekte lang ist, hat die Stadt mit einer Hand voll Kriterien eine Rangliste erstellt.

Acht Immobilien sollen Platz machen

Dazu zählt die Frage, wie kurzfristig das jeweilige Areal sich vermarkten lässt, ob sich durch den Abriss eine „stadträumliche Problemlage“ verhindern lässt, ob man nennenswerte Unterhaltskosten einspart, dem Planungsrecht Geltung verschafft oder Platz für eigene Neubauten schafft, Kindertagesstätten etwa.

Unterm Strich stehen acht Immobilien, die in den kommenden neun Monaten Platz für Neues machen sollen: an vorderster Stelle die alte Volkshochschule in prominenter City-Lage gefolgt vom stillgelegten Jugendzentrum an der Papestraße, der Twentmannhalle in Altenessen, deren Abriss schon seit mehr als zehn Jahren angekündigt wird, und dem einstigen Stadtarchiv am Handelshof. Hinzu kommen vier Schulpavillons.

"Oase" bleibt

Zur Überraschung mancher Mitglieder im städtischen Planungsausschuss taucht die Ruine des einstigen Frohnhauser Spaßbads „Oase“ nicht in der Liste auf. Hier hatten die Sport- und Bäderbetriebe Mitte Januar signalisiert, dass sie den Abriss noch einmal hintanstellen wollen, weil es ernsthafte Interessenten für ein Immobilienprojekt gibt, das die alte Gebäudehülle in die Nutzung mit einbezieht.

Ohnehin wäre der auf rund 550.000 Euro kalkulierte Abriss Sache der Sport- und Bäderbetriebe, die dafür auch schon Mittel im Haushalt reserviert haben.

Die fünf Millionen Euro, die die Stadt in den Abriss ihrer Schrottbauten investieren will, sind erst mal eine willkürlich gegriffenen Größe und die Rangliste nicht mehr als ein Vorschlag, der noch von der Politik abgesegnet werden mus. „Wir sind auch für weitere Abrisse offen“, betonte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best: „Das einzige ist: Die fünf Millionen Euro müssen reichen.“