Essen. Essen bringt die Jugendlichen im Revier an die Feder. Bereits zum neunten Mal ruft das Grend in Essen-Steele sowie der Geest-Verlag aus Vechta Mädchen und Jungen zwischen 10 und 20 Jahren auf, beim „Ruhrlesebuch“ mitzuschreiben. Das wird dann im kommenden November veröffentlicht.
„Jugendliche sind dann gut, wenn sie die Möglichkeit bekommen, sich über sich selbst zu äußern.“ Artur Nickel hat als Mitherausgeber der Reihe „Ruhrlesebuch“, früher „Essener Anthologie“, schon tausende Texte von Mädchen und Jungen zwischen 10 und 20 Jahren gelesen – er weiß wovon er spricht. Noch bis zum 1. August können sich Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Ruhrgebiet mit eigenen Werken für die neunte Auflage des Schreib- und Buchprojektes des Grend und des Geest-Verlages aus Vechta bewerben. Thema: „Dann öffnete sich mir die Tür ...“.
Frei in der Form
„Das kann wörtlich umgesetzt werden, oder in einem übertragenen Sinn. Wenn sich eine Tür öffnet, dann steht man auf der Schwelle – etwa zu einer neuen Lebenssituation“, erläutert Nickel. Bewusst weit stecken die Verantwortlichen in jedem Jahr ihre Leitthemen für das Buchprojekt und öffnen damit quasi auch dem möglichst größten Kreis von schreibenden Jugendlichen die Tür. Wie hat man sich gefühlt, als man erstmals nach Deutschland gekommen ist? Gab es einen ,Türöffner’ in einen neuen Lebensabschnitt? Wie hat man sich an einem Wendepunkt im Leben gefühlt? „Wir möchten den Teilnehmern nichts in den Mund legen und möglichst wenig vorgeben, so dass sie sich frei mit dem Thema beschäftigen können“, führt Artur Nickel aus.
Frei sind die Einsender auch in ihrer gewählten Form. Sie sollen in der Sprache schreiben, in der sie sich zu Hause fühlen, können eine Erzählung einreichen, ein Gedicht, einen Rap, ein Interview oder was ihnen sonst passend für den eigenen Ausdruck erscheint. Auch die Sprache selbst dürfen sie frei wählen.
Es geht nicht um die besten Texte, sondern die interessantesten
Einfließen sollen die Einsendungen dann in ein richtiges Buch, das im November mit einer Autorenlesung, voraussichtlich in der VHS, präsentiert wird. „Es geht nicht um die formal besten Texte, sondern die interessantesten“, macht Nickel allen Teilnehmern Mut. Durchschnittlich bis zu 120 Texte landen erfahrungsgemäß im Buch.
Zu gewinnen gibt es nichts und doch eine ganze Menge. „Der Anreiz ist, dass man in einem Buch vertreten ist. Das ist immer wieder für die Teilnehmer eine klasse Erfahrung“, so Alfred Büngen, Leiter des Geers-Verlags. Die Organisatoren wissen: Egal ob die Schreiber von einem Gymnasium oder einer Förderschule kommen, sie nehmen für sich selbst etwas mit. Artur Nickel: „Für viele unserer Jugendliche ist es die Chance festzustellen: Ich kann was.“
Neue Formen von Literatur fördern
Mit im Boot ist mittlerweile als Kooperationspartner auch das Festival „Literatürk“. „Wir sind nicht nur im selben Jahr gestartet, sondern finden auch viel, was sehr gut zu uns passt“, sagt Fatma Uzun, Mitorganisatorin von „Literatürk“. So würden beim „Ruhrlesebuch“ auch neue Formen von Literatur gefördert, etwa Slam-Texte oder Raps. Daneben nehmen beim Buchprojekt regelmäßig zahlreiche Jugendliche mit Migrations-Hintergrund teil.
Geplant ist nun, ausgewählte Autoren des „Ruhrlesebuches“ zusammen mit verschiedenen Profis von „Literatürk“ zu den Schulen zu schicken und Lesungen dort zu veranstalten.
Teilnehmen dürfen alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 20 Jahren. Einreichen können sie maximal drei Seiten Text. Abgabe der Texte mit Angabe von Name, Anschrift, Telefonnummer, E-Mail und Alter bis zum 1. August im Kulturzentrum Grend, z. Hd. Andreas Klink, Stichwort „Ruhrlesebuch“, Westfalenstraße 311, 45276 Essen. Infos auf: www.ruhrlesebuch.de .