Essen. . Party machen, Einnahmen spenden: Eine Clique gründete mit dieser Idee den Verein Wundertüte. Er unterstützt Mädchen und Jungen im Ausland und in Essen mit Möbeln, Kleidern oder einer Trike-Fahrt.

Party machen, Einnahmen spenden: Eine Clique gründete mit dieser Idee den Verein Wundertüte. Er unterstützt Mädchen und Jungen im Ausland und in Essen mit Möbeln, Kleidern oder einer Trike-Fahrt.

Ihre Vereinsgeschichte beginnt mit einer Party. Damals sammelten Horst Treffehn und seine Freunde Geld von den Gästen ein, um die Kosten für die Feier im Ruderclub am Baldeneysee zu decken. Am Ende blieben 600 Mark übrig, die sie für krebskranke Kinder spendeten, erzählt der 54-Jährige. Das ist nun beinahe 20 Jahre her. Und was ganz ohne karitativen Hintergrund begann, mündete in dem gemeinnützigen Verein Wundertüte: Der besteht nun seit zehn Jahren aus eben so vielen Freunden, die anderen helfen.

Hauptaugenmerk lag auf dem Ausland

Mit ihrer Hilfe unterstützten sie zunächst Kindergärten in Rumänien, sammelten Spielzeug, Kleider und medizinische Geräte. „Unser Hauptaugenmerk lag auf dem Ausland“, sagt der Polizeibeamte und Vorsitzende Horst Treffehn. Dieser Schwerpunkt hat sich im Laufe ihrer Vereinsgeschichte verschoben, so dass die Hälfte der Spenden und ihres Einsatzes heute in ihrer Heimatstadt bleiben – Tendenz Richtung Essen.

Die Freunde aus Haarzopf, Gerschede, Rüttenscheid und von der Margarethenhöhe unterstützen mit 600 Euro etwa die Notschlafstelle Raum 58 für Jugendliche. Und wenn Straßenkinder eine Wohnung bekommen, fehlen oft einfache Dinge wie Bettwäsche oder Wasserkocher, sagt Treffehn: „Das zahlt keiner. Es ist eine Nische, in der keine Hilfe greift.“ Die fanden sie auch in einer Klasse, die ein schwer krankes Kind besuchte, dessen Kraft in den Fingern schwand. Christian Pauli, zweiter Vorsitzender, organisierte einen gebrauchten Laptop, damit der Schüler weiterhin zur Schule gehen konnte. Einem Mädchen ermöglichten sie die Klassenfahrt mit 150 Euro für Kleider: „Es hatte wegen Medikamenten so stark zugenommen, dass nichts mehr passte“, sagt Bettina Treffehn (46).

Netzwerk erhielt knapp 4000 Euro

15 unheilbar kranke Kinder stiegen mit Hilfe des Vereins in die Sättel großer Motorroller: Die Mädchen und Jungen, die vom Kinder-Palliativ-Netzwerk betreut werden, nahmen an einer Trike-Fahrt teil. „Es war traurig und schön zugleich“, beschreibt Horst Treffehn. Das Netzwerk erhielt im Vorjahr knapp 4000 Euro.

„Wir haben festgestellt, dass wir hier viel tun können, was uns selbst überrascht hat“, sagt Michaela Liebich (46). Die Bilanzbuchhalterin ist für die Finanzen im Verein zuständig. Und das sind immerhin jährlich rund 20.000 Euro, die die Freunde vergeben. Spenden von Firmen, vor allem aber von privaten Personen. In zehn Jahren Vereinsgeschichte haben sie 220.000 Euro verteilt. „Lediglich 2000 sind für Verwaltungskosten draufgegangen“, sagt Horst Treffehn. Diese Transparenz ist ihnen wichtig, daher stellen sie ihre Gesamtabrechnung, die ans Finanzamt geht, auch ins Internet. Verzichten stattdessen auf das wohl bekannteste Spendensiegel „dzi“: „Das hätte uns 1600 Euro gekostet“, erklärt Horst Treffehn. Geld, mit dem sie in Rumänien unwahrscheinlich viel bewegen können. In Essen ebenfalls.

Fön, Fahrräder und Fördermitglieder gesucht

Die Philosophie des Vereins Wundertüte ist immer gleich geblieben: „Wir unterstützen eher kleinere Projekte, zu denen wir selbst fahren können oder bei denen uns bekannte Helfer sicherstellen, dass das Geld richtig verwendet wird“, sagt Bettina Treffehn. Was sie nicht übernehmen, sind Gehälter etwa für Sozialarbeiter. Ihr Beitrag wäre zu klein: „Da müssen die Großen ran“, sagt Christian Pauli, der glaubt, dass die Not und Armut, die in Essen existieren, bekannter werden müssen: „Viele Menschen sind unwissend und total erstaunt, wenn sie davon erfahren“.

Auch sie waren überrascht über die vielen obdachlosen Jugendlichen. Nun unterstützen sie Projekte der Suchthilfe direkt, die mit dem Café Basis eine Anlaufstelle für Straßenkinder bietet. Im Bereich der Familienhilfe unterstützt der Verein das Jugendhilfenetzwerk Nord: Es gibt 100 Euro monatlich für „Akut-Hilfe-Maßnahmen“. 300 Euro erhielt eine Familie, die lange wohnungslos war und ihre Möbel so untergebracht hatte, dass sie verschimmelt und unbrauchbar waren. Eine fünfköpfige Familie erhielt knapp 130 Euro, mit denen sie Ausflüge zum Klettern und Minigolfspielen an den Baldeneysee machte. „Wir wollen Kinder aus ihrem Teufelskreis holen“, sagt Horst Treffehn, denn es gebe Mädchen und Jungen, die noch nie aus ihrem Stadtteil herausgekommen sind.

Freunde sammeln weiter

Daher sammeln die Freunde weiter. Das Geld kommt von Privatpersonen, die Silvester zu Gunsten des Vereins gefeiert haben (822 Euro) oder Fußball-Fans, die den Erlös aus Tippspielen der EM 2012 spendeten (835 Euro). Neu ist die Sachspenden-Börse des Vereins. Bei Treffehns auf dem Dachboden stapeln sich bereits Kinderbett, PCs, Fernseher und Radiowecker. Sie brauchen weitere Spenden und Fördermitglieder. Info: www.wundertuete.eu