Essen. . Der städtischen Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) gehen die Gemeinwohlarbeitskräfte aus, die beispielsweise in Stadtparks eingesetzt werden. Zum einen stehen nicht genügend geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung, zum anderen hat der Bund die Mittel gekürzt. Das hat gravierende Folgen.
Sie helfen beim Bau von Radwegen, gehen Handwerkern zur Hand und sollen in Stadtparks für Sauberkeit und Sicherheit sorgen, doch für immer mehr Schüppen und Besen fehlen helfende Hände. Denn der städtischen Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) gehen die Gemeinwohlarbeitskräfte aus.
Nach Angaben von Geschäftsführer Ulrich Lorch ist fast jede dritte Stelle nicht besetzt. Das hat Folgen für diverse Projekte. Zum Beispiel für die Voßgätters Mühle der Naturschutzjugend in Borbeck, ein Projekt des Essener Konsens. Die Idee: Arbeitssuchende sollen sich weiterqualifizieren, in dem sie Handwerksfirmen bei der Sanierung der ehemaligen Wassermühle unterstützen. Doch die Arbeiten sind ins Stocken geraten, weil Gemeinwohlarbeitskräfte fehlen, bedauert Lorch.
Betroffen vom Arbeitskräftemangel ist auch die Hespertalbahn in Kupferdreh, wo unweit des alten Bahnhofs ein neuer Bahnsteig für historischen Züge gebaut wird, und nicht zuletzt „Neue Wege zum Wasser“. Konkret geht es um den Bau der „Stadtroute“. Noch in diesem Frühjahr soll diese dritte Nord-Süd-Radwegeverbindung eröffnet werden. Der Zeitplan wackelt, „mehrere Wochen“ seien die Arbeiten im Verzug, bedauert Bernd Schmidt-Knop von „Grün und Gruga“.
Tiefrote Zahlen im Vorjahr
Es ist keine zwei Jahre her, da konnte der städtische Eigenbetrieb auf mehr als 100 Gemeinwohlarbeiter zurückgreifen, bewilligt wurden zuletzt noch 90 Stellen. Auch von diesen seien nur 70 Prozent besetzt. Die gleiche Quote nennt Ulrich Lorch für die EABG, die rechnerisch 490 Gemeinwohlarbeitsplätze besetzen könnte.
Sollte bis zum Jahresende bei der 30-Prozent-Lücke bleiben, hätte dies für die städtische Beschäftigungsgesellschaft wirtschaftliche Folgen. Das im Etat für 2012 veranschlagte Defizit von 100.000 Euro dürfte deutlich höher ausfallen. Im Vorjahr schrieb die EABG mit 500.000 bereits tiefrote Zahlen; auch da wurden schon weniger Gemeinwohlkräfte zugewiesen als erwartet. Die Stadt musste den Verlust ausgleichen. Auf Dauer könne dies nicht so weiter gehen, ohne dass es auch Folgen für den Verwaltungsapparat hätte, sagt Lorch.
Warum aber lassen sich die Stellen nicht besetzen? Nicht immer stünden genügend geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung, sagt Dietmar Gutschmidt, Leiter des Job-Centers, das rund 29.000 Langzeitarbeitslose und Hartz IV-Empfänger betreut. Und: Der Bund hat die finanziellen Mittel für die Arbeitsmarktförderung deutlich zurückgefahren von 80 auf 47 Millionen Euro.
Davon wendet das Job-Center laut Gutschmidt deutlich mehr Mittel für Qualifizierungsmaßnahmen auf als früher. Die Gemeinwohlarbeit treffe dies doppelt, sei sie doch ab dem 1. April per Definition nicht mehr Bestandteil einer Qualifizierungsmaßnahme, sondern diene der Stabilisierung von Langzeitarbeitslosen, von Menschen also, die keine Aussicht mehr auf einen Job haben.