Essen. . 50 polnische Bauarbeiter sind in der vergangenen Woche von einer Baustelle am Uniklinikum verwiesen worden, weil sie ihre Bezahlung einforderten. Parallel wurden ihre Wohnungen gekündigt. Jetzt leben sie in einer Notschlafstelle. Für die Heimreise und für das Leben vor Ort fehlt ihnen das Geld. Wie lange dieser Zustand noch andauern wird, ist offen. Deshalb gehen sie auf die Straße.

Mehr als eine Woche, nachdem rund 50 polnische Arbeiter von der Baustelle am Essener Uniklinikum verwiesen wurden, warten die Männer noch immer auf ihre Bezahlung. Völlig mittellos hängen die Bauarbeiter derzeit in Essen fest. Für die Heimreise fehlt ihnen das Geld, ebenso für die Finanzierung ihres Lebensunterhalts in Essen.

Am Mittwochmittag demonstrierten die Bauarbeiter mit Fahnen, Trillerpfeifen und Transparenten in der Stadt, um auf ihre Notsituation aufmerksam zu machen. Noch immer verweigert ihnen das Unternehmen, das die Arbeiter im Auftrag des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) beschäftigt hatte, die Bezahlung für die von ihnen binnen eines Monats geleistete Arbeit. Insgesamt geht es laut der Gewerkschaft IG Bau um rund 70.000 Euro.

Wöchentliche Bezahlung war vereinbart

„Wenn wir jetzt nach Polen zurück fahren, bekommen wir unser Geld nie“, sagt Jacek Feliczek (38), ehemaliger Vorarbeiter auf der Baustelle am Klinikum. „Dass 50 Leute einfach so in Deutschland betrogen werden können, das kann ich nicht fassen.“ Der Vater zweier Kinder ist tief enttäuscht, zu Hause in Polen warte seine Familie auf das Geld. Er sagt, er habe hart für seinen Lohn gearbeitet. Die Bezahlung stehe ihm zu. Aufmerksam auf den gut bezahlten Job in Deutschland sei er durch eine Anzeige in einer Online-Stellenbörse geworden. Wöchentliche Bezahlung wurde vereinbart, einmal bekam er 190 Euro. Danach stellte der Unternehmer die Zahlungen ein. Jetzt zieht Feliczek mit seinen Kollegen durch die Straßen und ruft: „L-V-R – Wo ist unser Geld?“

Beim LVR, der die Arbeiten bei einem Nürnberger Bauunternehmen in Auftrag gegeben hat, möchte man die Rolle des Sündenbocks jedoch nicht annehmen und beruft sich auf den bestehenden Vertrag. „Hinter unserem Rücken hat diese Firma einen Subunternehmer aus Polen engagiert, bei dem die Arbeiter beschäftigt sind“, sagt LVR-Sprecherin Katharina Landorff und betont, dass es auch Ziel des Landschaftsverbands sei, dass die Arbeiter ihr Geld erhalten. Dazu stünde man derzeit „in engstem Kontakt mit der Gewerkschaft.“

Verhandlungen mit dem Nürnberger Unternehmen

Für die IG Bau führt derzeit Gewerkschaftssekretär Holger Vermeer die Verhandlungen mit dem Nürnberger Unternehmen. Ginge es nach der Gewerkschaft, würde der LVR den Lohn der Arbeiter direkt an sie - und nicht an das Nürnberger Unternehmen - auszahlen, damit diese das Geld treuhänderisch an die Arbeiter weitergeben kann. Ein schnelles Ende scheint derzeit aber nicht in Sicht: „Selbst, wenn es jetzt zu einer Einigung käme, würde die Auszahlung der Beträge weitere Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Vermeer.

Es ist Zeit, die die Arbeiter nicht haben. „In der Heimat laufen meine Kosten weiter“, sagt Feliczek. „Und das geht nicht nur mir so, sondern allen meinen Kollegen auch.“

Für zusätzliche Sorge bei den polnischen Arbeitern sorgte am vergangenen Freitag, dass die Vermieterin der Ferienwohnungen in Gelsenkirchen, in denen sie untergebracht waren, ihnen fristlos gekündigt hatte. Als Grund für die Kündigung wurden Beschwerden aus der Nachbarschaft genannt. Seit Montag sind die Arbeiter in der Notschlafstelle in der Essener Lichtstraße untergebracht. Versorgt und betreut werden sie durch Helfer der IG Bau. Um die Hilfe auch künftig zu gewährleisten, werden derzeit Spenden gesammelt. „Die Männer stehen inzwischen unter enormen Stress. Sie haben wirklich nichts mehr“, sagt Günter Kralj, der ehrenamtlich für die Gewerkschaft tätig ist.