Herr Miksch, was glauben Sie, was interessiert Schüler beim Schwimmunterricht mehr: Wie ihre Altersgenoss(inn)en gebaut sind oder das Bad, in dem sie schwimmen?
Ab einem bestimmten Alter geht es sicher vorrangig um die Mitschwimmer, aber verkennen Sie mal eines nicht: Die Umgebung, in der sich jemand aufhält, wirkt – ob man das nun bewusst wahrnimmt oder nicht.
Aus der Jury-Sitzung fürs geplante Hallenbad am Thurmfeld ist der harsche Satz überliefert: Mir doch egal, wie das Bad aussieht, wir wollen doch nur schwimmen.
So eine Aussage ist unverantwortlich. Alles was die Stadt neu baut, muss einem gewissen Anspruch genügen. Und dieser Anspruch erschöpft sich nicht darin zu sagen: Hauptsache, drinnen funktioniert’s, außen rum ist es mir völlig egal. Denn vor dem Außenrum kann sich keiner verstecken. Einem Gebäude, das irgendwo steht, kann ich nicht entgehen.
Fällt denn der Unterschied zwischen einem reinen Zweckbau und „guter“ Architektur so groß aus?
Ein guter Entwurf ist keine Geldfrage. Funktionieren muss ein Gebäude immer, wenn es das nicht tut, ist es nicht gut, dann kann es aussehen wie es will. Die Verbindung zwischen einem funktionierenden Bau und seiner anspruchsvollen Hülle – das ist die Kunst des Architekten. Wir sagen ja beim Auto auch nicht: Hauptsache, es hat ’n Motor, vier Räder und fährt. Wie es aussieht, ist mir völlig wurscht.
Dass es der Stadt nicht egal ist, wie das neue Bad aussieht, zeigt sich immerhin schon darin, dass es einen Architektenwettbewerb gab.
Es ist zumindest die Voraussetzung dafür, dass es gut werden kann. Soweit ich das mitverfolgen konnte, ist allerdings etwas ganz Furchtbares passiert, was eigentlich nie passieren dürfte; dass es ein Ergebnis gibt, wo diejenigen die man als Fachleute eingeladen hat, auf der einen Seite standen und die städtischen Vertreter auf der anderen. Unversöhnlich. Eine absurde Situation.
Und völlig untypisch
Auf jeden Fall. Wenn so was passiert, kann irgendetwas überhaupt nicht gestimmt haben. Denn der Auslober, die Stadt, hat doch das Preisgericht zusammengestellt und die Fachleute selbst eingeladen, das macht ja nicht die Architektenkammer. Diese Fachleute sind bereit, ihr Wissen, ihre Erfahrung, ihr Können der Stadt beratend zur Verfügung zu stellen. Und wenn ich dann gegen all diese Fachleute entscheide, dann kann das nicht Sinn der Sache sein.
Aber der Bauherr bestimmt eben.
Ich bin in vielen Preisgerichten gewesen, wo sich durchaus die Situation ergab, dass der Bauherr arge Zweifel hatte. Natürlich ist das auch für die Politik immer eine Gratwanderung, und Vertrauen muss man sich fraglos erarbeiten. Es geht ja nicht darum, dass wir Architekten die Fachleute sind und die anderen die „Dummen“, um das mal ganz platt zu sagen, weshalb die gefälligst das machen sollen, was wir sagen. Aber dieses Miteinander setzt auch voraus, dass die Politik bereit ist, bestimmte Dinge zu delegieren, sich selbst zurückzunehmen.