Essen. Schulkinder meiden den Gang zum WC - wegen der hygienischen Verhältnisse. Das habe ernste gesundheitliche Folgen, warnt eine Internistin. Deshalb hat sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Von dem eingenommenen Geld sollen Kräfte bezahlt werden, die an Schulen Aufsicht führen.
Erst war es eine 16-Jährige mit chronischer Darmverstopfung und Hämorrhoiden. Dann ein elfjähriges Schulkind, das zweimal jährlich wegen einer Harnwegsinfektion kam. Und immer wieder Kinder und Jugendliche, die über chronische Bauchschmerzen klagten. Bis die Borbecker Internistin Nadia Tatros-Taier (67) durch gezieltes Fragen herausfand: All diese jungen Patienten vermeiden es, aufs Schulklo zu gehen - wegen der hygienischen Verhältnisse. „Wenn man die Kinder fragt, wann warst du zuletzt auf der Schule auf der Toilette, dann sagen viele: ,Ich kann mich nicht erinnern!’“, berichtet Nadia Tatros-Tajer.
Eltern wissen nichts
Die Eltern wüssten vielfach von nichts, fragten auch nicht nach. „Die Kinder finden das oft selbstverständlich, dass sie während der Schulzeit nicht aufs Klo gehen, die erzählen das nicht von sich aus.“ Als sie davon einem Vater erzählte, meinte der: „Ach, deshalb rennt meine Tochter immer als erstes aufs Klo, wenn sie zu Hause ist!“
Die gesundheitlichen Folgen seien ernsthaft, warnt die Internistin, die seit 1975 eine Praxis in Borbeck betreibt. Und dass Kinder, die einhalten würden, zudem nicht mehr gut lernen können, verstehe sich auch von selbst.
„Wir suchen keine Putzfrauen“
Jetzt hat sie eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der so viel Geld zusammenkommen soll, dass davon eine oder zwei Frauen auf 400-Euro-Basis bezahlt werden können, die an Schulen Aufsicht führen sollen. „Wir suchen keine Putzfrauen“, betont Nadia Tatros-Tajer. „Wir suchen Damen, die gerne mit Kindern arbeiten und Vertrauenspersonen an den Schulen werden möchten.“
Erst im Juni 2011 hatte die städtische Verwaltung eine Übersicht erstellt, wie es um die baulichen Zustände der Schulklos in Essen bestellt ist. Fazit: Es geht so gerade noch. Doch funktionierende Spülkästen sind das eine. Die tägliche Reinigung, die überall durch Bedienstete der städtischen Reinigungsfirma RGE erfolgt, das andere. „Das Problem ist die mangelnde Aufsicht. Das führt dazu, dass Klos verunreinigt werden oder verstopfen.“ Ganz abgesehen davon, dass die Internistin die üblichen Reinigungs-Vorgänge für nicht ausreichend hält: „Die Bodenfugen müssten monatlich mit einem Dampfstrahler gereinigt werden, dort sitzen die Bakterien, bloßes Wischen reicht da überhaupt nicht.“
Im Fokus hat die Internistin zunächst Borbecker Schulen – doch bei entsprechender Resonanz könne das Projekt durchaus ausgeweitet werden. Nadia Tatros-Tajer ist auf der Suche nach Spendern. Kontakt per E-Mail: nadia.tatros@googlemail.com