Essen. Schulpolitik in Essen lehnt Einführung eines zweiten Putz-Zyklus ab. Gründe: Kosten und pädagogische Prinzipien. Es war vorgeschlagen worden, die Reinigungs-Kolonnen künftig zweimal pro Tag durch die Schultoiletten zu schicken. Der Antrag der Sozialdemokraten wurde jedoch abgelehnt.
Die über 400 WC-Anlagen in Essener Schulen werden auch künftig nur einmal täglich gereinigt. Die SPD ist am Mittwoch im Schulausschuss mit ihrem Vorstoß gescheitert, vom kommenden Jahr an die Reinigungs-Kolonnen zweimal am Tag durch die Klos schicken zu wollen. Der Antrag der Sozialdemokraten wurde mehrheitlich mit den Stimmen von CDU, Grünen, EBB und FDP abgelehnt. Lediglich die Linken hatten sich auf die Seite der SPD geschlagen.
Die Bauverwaltung hatte die zusätzlichen Kosten für einen zusätzlichen Putz-Zyklus auf 680 000 Euro jährlich geschätzt. „Dieses Geld muss uns die Gesundheit unserer Kinder wert sein“, betonte Manfred Reimer, schulpolitischer Sprecher der SPD. Jutta Eckenbach von der CDU hielt dagegen: „Sie können doch nicht einen Grundsatzbeschluss fassen, ohne zu wissen, wo das Geld dafür herkommen soll!“ Und Walter Wandtke, schulpolitischer Sprecher der Grünen, befand, das Geld sei besser in die Sanierungen von Schultoiletten zu stecken – für diese Summe könne man sicher drei neue Anlagen errichten. Mehr Geld in zusätzliche Reinigung zu stecken, sei „Geld rauswerfen, das woanders fehlt.“ Den SPD-Antrag bezeichnete Wandtke als „populistisch“. Reimer konterte mit den Erfahrungen am Altenessener Leibniz-Gymnasium, dem er bis 2011 als Leiter vorstand: „Dort gibt es seit mehr als zehn Jahren einen zweiten Reinigungs-Zyklus, dessen Kosten vom Förderverein übernommen wird. Das hat die Situation sehr verbessert.“ Nicht zuletzt wegen des Ganztagsbetriebs, der zunehmend Einzug hält, selbst wenn Schulen offiziell keine „Ganztagsschulen“ sind, sei eine zusätzliche Reinigung nötig. „Dafür plädiere ich schon seit Jahren“, sagte Reimer.
Ein Klo hält 35 Jahre
Ekkehard Witthoff, schulpolitischer Sprecher der CDU, verwies auf die Verantwortung der Schule, ihre Schüler zu verantwortungsvollem Handeln zu erziehen. „Wir sind der Meinung, dass Missstände vor allem dann vorherrschen, wenn es um Fälle von Vandalismus geht.“ Schulen sollten gemeinsam mit den Eltern „gemeinsame Standards entwickeln“, was das Verhalten auf dem Schulklo angeht.
Die Schul- und Bau-Verwaltung hatte im vergangenen Jahr mehr als 400 Schulklos inspiziert. Fazit: Die meisten sind nicht schön, aber baulich und funktional in Ordnung (WAZ vom 7. Juni). Statistisch wird ein Klo in einer Essener Schule rund 35 Jahre alt, ehe es ausgewechselt wird. Repariert wird nur das Nötigste, für mehr ist kein Geld da. Der „hygienische Gesamteindruck“, so hielt die Verwaltung lapidar fest, sei weniger eine Frage des Alters der Anlagen, sondern eher eine Frage des „falschen Gebrauchs der Benutzer“. Eine halbe Million Euro jährlich würde bereits für „kleinere Instandhaltungen“ ausgegeben werden.