Gladbeck. .
Die alte Dame öffnet ahnungslos die Tür, um die Toilettenräume zu verlassen – und steht fassungslos Aug’ in Aug’ mit dem Leichenzug, der ihre Schwester zu Grabe trägt. Eine Szene aus einem makabren Film? Mitnichten. Was wie pechschwarzer Humor klingt, ist aus dem Leben gegriffen. Schauplatz: der hiesige Hauptfriedhof. Margarethe Niewerth erzählt: „Meine Mutter, die im Rollstuhl sitzt, und ich waren auf der Beerdigung der 98-jährigen Verstorbenen. Während der Messe musste meine Mutter zur Toilette.“ Und damit begann das Trauerspiel für die 92-Jährige und ihre Tochter. Denn wohin soll man auf dem Friedhof gehen, wenn man ‘mal aufs stille Örtchen muss und nicht gut zu Fuß ist?
„Unbefriedigender Zustand“
„Zur Toilette führt eine Treppe, die konnten wir mit dem Rollstuhl nicht nehmen“, erzählt Niewerth. Die Sargträger habe sie um Hilfe gebeten – „starke, junge Männer“. Mal eben am Rollstuhl anpacken, um ihn über die engen Stufen zu bugsieren? Oder die Mutter tragen? „Nein, das könnten sie nicht, haben sie uns gesagt. Das ist doch ein Witz“, ärgert sich Niewerth. Ein „Fliegengewicht von 62 Kilo“, das wäre doch wohl für die Sargträger ein Leichtes gewesen .
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Der Pfarrer habe schließlich geholfen. Und dann das: „Der gesamte Trauerzug stand vor uns, als wir herauskamen.“ Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man fast lachen . . .
Bernhard Schregel kennt die Problematik. Der Leiter der Bereiche Grünflächenunterhaltung und Friedhofswesen beim ZBG gibt ohne Wenn und Aber zu: „Die Beschwerdeführerin hat Recht.“ Doch: „Das Gebäude stammt aus den 1920er Jahren. Damals sind derartige Schwierigkeiten kein ernstzunehmendes Thema gewesen – da hat uns der große Fortschritt überholt.“ Um die WC-Anlage behindertengerecht umzurüsten, sei es mit einer simplen Modernisierung nicht getan. „Wir müssten entweder einen kompletten, großen Anbau haben oder mindestens zwei Rampen bauen“, erläutert Bernhard Schregel. Beides Projekte, die einen großen Aufwand und eine kostspielige Investition nach sich ziehen würden, so der ZBG-Fachmann. Zumal die Situation auf dem Hauptfriedhof kein Einzelfall sei – auf den Anlagen, die der ZBG betreut, gebe es das gleiche Problem in Grün. Schregel berichtet: „Das Hochbauamt hat sich 2011 mit dem Thema beschäftigt und kam auf Kosten in einem sechsstelligen Bereich.“ Er bedauert: „Ich weiß dass der jetzige Zustand nicht befriedigend ist, auch für uns nicht.“ Aber er sieht derzeit wegen der Kostenfrage keine Chance auf Veränderung.