Essen. Das Immobilien-Unternehmen Immeo verkauft Häuser in Essen-Holsterhausen für einen zweistelligen Millionenbetrag. Der neue Eigentümer ist die Credit Suisse. Die Bank hat sich Tage nach dem Kauf bei den Mietern noch nicht gemeldet. Viele sind verunsichert.
Die Immeo Wohnen hat Ende September im großen Stil Wohnungen in Essen verkauft. Wie das Unternehmen bestätigte, wechselten 519 Wohnungen in Essen-Holsterhausen den Besitzer. Betroffen sind Häuser an der Adolf-Schmidt-Straße, Asthöwerstraße, das Hochhaus an der Hobeisenstraße, Kepler-, Menshausen- und der Wöhlerstraße - alle Häuser wurden in den 1950er und 1960er Jahre von Krupp gebaut.
Ältere kennen das Areal noch unter dem Traditionsnamen „Alfredshof“. Nach Informationen der WAZ erzielte Immeo einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Mieter sind verunsichert. Denn Immeo hatte ihnen zwar den neuen Besitzer mitgeteilt, aber keine Kontaktadresse oder Telefonnummer hinterlassen. In dem Brief, der Anfang Oktober an die Mieter ging, heißt es nur, dass sich der neue Eigentümer „in den nächsten Tagen“ vorstellen werde. Passiert war das bis gestern nicht.
Mieterinitiative sehr skeptisch
Gekauft hat die Wohnungen die VCZ Deutsche Wohnimmobilienfonds 1 GmbH & Co.KG. Gibt man die Firma in Suchmaschinen ein, findet man keine Internetpräsenz sondern stößt lediglich auf eine Postadresse in Erlangen. Ein Mieter fragt deshalb: „An wen wende ich mich nun, wenn etwas repariert werden muss?“ Recherchen ergaben, dass hinter der VCZ die Schweizer Großbank Credit Suisse steht.
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Dort war gestern niemand für eine Auskunft zu erreichen. Wie die WAZ auf Nachfrage von Immeo erfuhr, ist künftig die Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH aus Duisburg für die Verwaltung der Wohnungen zuständig. Ein entsprechendes Schreiben an die Mieter, das der WAZ vorliegt, war jedoch auf den gestrigen Tag datiert.
Spekulationsgeschäfte auf dem Rücken der Mieter
Ursula Stahnke von der Immeo-Mieterinitiative sieht den neuen Eigentümer mit Skepsis: „Das ist doch sicher eine Heuschrecke.“ Sie vermutet, dass die Credit Suisse die Wohnungen über kurz oder lang weiter verkaufen wird. Das Oberhausener Unternehmen Immeo, das zum französischen Immobilien-Giganten „Fonciere des Regions“ gehört, war gerade einmal sieben Jahre Eigentümer der Wohnungen, die bis 2004 Thyssen-Krupp gehörten.
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Ursula Stahnke bringt noch etwas auf die Palme: Als Immeo Häuser auf der Keplerstraße für den Bau eines Aldi-Marktes räumte, habe das Unternehmen den betroffenen Mietern Wohnungen im direkten Umfeld vermittelt. „Das geschah schon alles in dem Wissen, dass diese Häuser verkauft werden würden“, schimpft sie. „Das ist doch eine Sauerei.“ Für Knut Unger vom Mieterforum Ruhr ist der Verkauf ein weiteres Beispiel dafür, wie Banken Spekulationsgeschäfte mit Wohnimmobilien auf den Rücken der Mieter austragen. Laut Unger hatte Immeo schon länger angekündigt, sich von Wohnungen im Ruhrgebiet trennen zu wollen.
Makler beruhigt Mieter
Die von der Immeo verkaufte Siedlung Alfredshof ist „ein Bestandsobjekt, das gepflegt werden soll“, sagt der Horster Immobilienmakler Rolf Beier, der den Verkauf vermittelt hat. Immeo habe in den letzten Jahren 7,3 Millionen Euro in die Bestandspflege investiert.
So seien die Häuser an der Adolf-Schmidt-Straße neu gestrichen und teilweise wärmegedämmt worden. Die Häuser an der Menshausen- und der Asthöwestraße haben nach Beiers Angaben eine Vollwärmedämmung. Jetzt seien die Häuser Teil eines Fonds zur Ärzteversorgung. Beier: „Für die Mieter ändert sich nichts, außer dass sie einen neuen Ansprechpartner für die Hausverwaltung bekommen.“ Diese übernimmt die Duisburger Filiale der Zentral Boden Immobiliengruppe. Immeo hat in die Verkaufsbedingungen einen Kündigungsschutz für Mieter über 65 auf Lebenszeit vereinbart. Doch die Mieterinitiative Immeo fragt: Was ist mit den Jüngeren?