Holsterhausen. Die ehemalige Kruppsche Wohnanlage Friedrichshof wird seit gut anderthalb Jahren saniert. Im Jahr 2010 hatte die Deutsche Invest Immobilien GmbH die 176 Wohnungen von Immeo übernommen. Die Sanierung - Fassadengestaltung, Balkonanbau, Bau von Maisonette-Wohnungen - soll nach und nach erfolgen, ebenso wie der Verkauf der Wohnungen. Die Innenhöfe mit altem Baumbestand sollen dabei weitgehend erhalten bleiben.

Im historischen Friedrichshof stehen seit gut anderthalb Jahren die Baugerüste. Die 1904 erbaute ehemalige Kruppsche Wohnanlage zwischen Hölderlin-, Kaupen- und Holsterhauser Straße, seit Anfang 2010 im Besitz der Deutschen Invest Immobilien GmbH (DII), wird auf lange Sicht saniert. Rund fünf Millionen Euro investiert das in Wiesbaden ansässige Unternehmen laut Thomas Settelmayer, Leiter des Immobilien-Managements, bis Ende 2012 in die Sanierung der Gebäude und der leer stehenden Wohnungen. Die besondere Aufgabe: eine zeitgemäße Gestaltung der Siedlung, ohne dabei ihren Charme zu zerstören.

Ziel sei, die Wohnungen zu verkaufen. Sie würden zuerst den jeweiligen Mietern angeboten. Beim Verkauf von vermieteten Wohnungen an Kapitalanleger hätten die Bewohner mindestens drei Jahre Kündigungsschutz. Mieter über 65 Jahre könnten lebenslang wohnen bleiben, versichert der Immobilien-Manager. Aktuell seien rund 50 Prozent der Wohnungen verkauft.

Alte Türen bleiben

Die Fortschritte im Friedrichshof sind nicht zu übersehen. Die Fassaden sind zum großen Teil bereits saniert und gestrichen, Fenster bei Bedarf ausgetauscht und Balkone in den Hinterhöfen mit viel Grün und altem Baumbestand angebaut. Die alten Türen werden zwar überarbeitet, aber nicht ausgetauscht. Settelmayer: „Das wäre zu schade für das Gesamtbild.“ In etlichen Häusern entstanden oben komplett neue Maisonette-Wohnungen. Dazu wurden die alten, nur noch wenig genutzten Trockenböden ausgebaut. „20 Maisonette-Wohnungen gibt es hier schon, weitere folgen. Die Nachfrage nach diesen Wohnungen über zwei Etagen ist sehr groß“, erklärt Settelmayer. Und weil das so sei, baue man mehr Maisonette-Wohnungen aus als ursprünglich geplant - was die Investitionssumme von drei auf vier Millionen Euro für die Gebäudesanierung erhöhe. Eine weitere Million investiere das 2006 gegründete Unternehmen in die Sanierung von Leerwohnungen, schlüsselt Settelmayer die Gesamtsumme auf. Abgesehen von notwendigen Instandhaltungsarbeiten rückten die Bauarbeiter erst an, wenn die Mieter ausgezogen seien, versichert er.

Settelmayer betont diesen Aspekt nicht ohne Grund: Als DII die Anlage Friedrichshof von Immeo übernahm, hatte es große Aufregung unter den Mietern gegeben. Sie befürchteten, vor die Tür gesetzt zu werden, damit man die Wohnungen besser verkaufen könne. Auch der Balkonanbau und andere Neuerungen waren wegen folgender Mieterhöhungen nicht bei allen Bewohnern auf Gegenliebe gestoßen. Massiver Widerstand regte sich gegen die damaligen Pläne von DII, in den Innenhöfen Tischtennisplatten, Grill-, Spiel- und Parkplätze zu installieren. Damals äußerten Mieter die Sorge, dass es sich bei dem Unternehmen um eine sogenannte „Heuschrecke“ handeln könne, die möglichst schnell möglichst hohe Gewinne aus dem Objekt ziehen wolle,

Diese Hilferufe habe man bei DII durchaus wahrgenommen. „Der Friedrichshof ist unsere erste Anlage in Essen. Wir haben da am Anfang offenbar nicht alle Dinge richtig und offensiv kommuniziert, so dass die Mieter stark verunsichert waren“, gibt Settelmayer zu und hofft, dass sich die Aufregung inzwischen gelegt hat. „Wir haben aus den Reaktionen gelernt und werden in Zukunft die Mieter schneller und besser informieren“, verweist der Immobilien-Manager auf weitere DII-Projekte an der Carmer-/Planckstraße in Holsterhausen sowie in Gerschede und Bedingrade.

Nach einer Mieterbefragung im Friedrichshof habe man die Pläne zur Innenhofumgestaltung wieder verworfen. Nur an einer Stelle seien zusätzlich fünf Parkplätze auf dem Hof entstanden, ein Baum müsse gefällt werden. Insgesamt besteht die frühere Kruppsche Siedlung aus 22 Gebäuden mit 176 Wohnungen. Dazu gehören 40 Tiefgaragen- und 29 Außenstellplätze. Die Wohnungen sind zwischen 37 und 146 Quadratmeter groß und kosten im Schnitt rund fünf Euro Miete pro Quadratmeter.

Die Sanierungsarbeiten starteten zum Jahreswechsel 2010/2011. „Wann sie abgeschlossen sind, wissen wir nicht. Wir planen langfristig. Da wir uns nur leere Wohnungen vornehmen, kann sich das Projekt über Jahrzehnte hinziehen“, sagt Settelmayer. Für Mieter, aber auch für potenzielle Käufer, gibt es ein Info-Büro in der Wohnanlage. „Es war uns wichtig, dass die Mieter weiterhin ihre bekannten Verwalter aus der Immeo-Zeit ansprechen können“, sagt Settelmayer.