Essen. . Seit neun Monaten müssen die Essener Angestellten im Jobcenter auf den stillen Alarm am Computer verzichten. Seit Monaten drängen sie auf diese Funktion, die sie früher hatten. Nach dem tödlichen Angriff in Neuss sind sie noch mehr verunsichert. Das Amt reagiert jetzt.
Die tödliche Messerattacke auf eine Jobcenter-Mitarbeiterin in Neuss hat die Essener Jobcenter-Beschäftigten schockiert. Irritiert haben sie dagegen die Äußerungen ihres Chefs Dietmar Gutschmidt aufgenommen. Er hatte gegenüber der WAZ erklärt, dass die Mitarbeiter im Jobcenter zu ihrem Schutz unter anderem einen Alarmknopf am PC haben. Wie sich nun herausstellt, haben die Mitarbeiter diese Möglichkeit schon seit Anfang dieses Jahres nicht mehr. Das berichten mehrere Betroffene, die sich vertraulich an die WAZ gewandt haben. Einer berichtet: „Trotz wiederholter Bitte wurde dieses Extra noch nicht installiert.“
Der Alarmknopf funktioniert so: Mitarbeiter können, wenn sie sich bedroht fühlen, eine bestimmte Tastenkombination auf ihrer Tastatur drücken. Auf den PC-Bildschirmen der Kollegen in den Nachbarzimmern öffnet sich daraufhin ein Fenster, das die Warnung und die Zimmernummer anzeigt. Auch ein akustisches Signal ertönt.
Software musste ausgetauscht werden
Diese Alarmmöglichkeit hatten die Mitarbeiter im Essener Jobcenter bis Ende vergangenen Jahres. Seit das Jobcenter jedoch in die Regie der Stadt übergegangen ist, gibt es sie nicht mehr. Denn die Software musste ausgetauscht werden. Nun soll der Alarmknopf kommende Woche flächendeckend installiert werden, kündigte Gutschmidt jetzt an. Die Funktion sei nachprogrammiert worden.
Auch das Sicherheitskonzept, das nach der Messerattacke im Essener Jobcenter 2010 erstellt wurde, ist bislang nicht an die neuen Verantwortlichkeiten angepasst worden. Darin sind unter anderem noch Ansprechpartner der Arbeitsagentur genannt, die gar nicht mehr zuständig ist. Auch der Alarmknopf ist darin erwähnt. „Die Führung hat es in neun Monaten nicht geschafft, sich um das wichtigste Gut - die Gesundheit der Mitarbeiter - Gedanken zu machen“, schlussfolgert ein Betroffener erbost. Laut Gutschmidt werde das Konzept derzeit überarbeitet.
Auch die vom Jobcenter-Chef erwähnten Alarmgeräte, die einen lauten Sirenenton abgeben können, noch die eingesetzte Security scheinen den Beschäftigten ein Sicherheitsgefühl zu geben. Wie aus Äußerungen hervorgeht, glauben sie nicht daran, dass zwei Sicherheitsleute beispielsweise im Center Süd im Fall der Fälle ausreichend sind. Dieser Eindruck deckt sich auch mit den Erfahrungen einer Leserin, die im September eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Sicherheitsmann bei OB Paß einreichte. Als sie die Aufsicht bei einem Gedrängel im Amt um Hilfe bat, habe der Mann barsch mit den Worten reagiert: „Ich lasse mir nicht die Fresse zerschlagen“ und sich wieder hingesetzt.