Bochum. Desolate Zustände herrschen bei den Bochumer Jobcentern. Die Mitarbeiter sind die andauernden Beschimpfungen leid, bewerben sich intern auf andere Stellen. Auch die Sicherheitsvorkehrungen sind unzureichend - kein Sicherheitspersonal, keine Kameras. Hinzu kommen interne Gerichtsprozesse.
Wenn eine Stelle in der Bochumer Stadtverwaltung ausgeschrieben wird, kommen 80 Prozent der Bewerber aus dem Jobcenter. Sie alle wollen weg, raus aus der „extremen psychischen Belastung“, schildert Frank Older, stellvertretender Personalratsvorsitzender der Stadt.
„Viele haben sich bei uns über Beschimpfungen und Entgleisungen beklagt, die Lage im Jobcenter ist schlimmer geworden“, so Older. „Bei den Sachbearbeitern läuft der ganze Frust der Menschen auf.“ Die Tötung einer 32-jährigen Kollegin in Neuss durch einen Kunden lässt auch die Debatte in Bochum aufleben, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichen.
Sicherheitsvorkehrungen sind in Bochumer Jobcentern Mangelware
Older: „Mangelware. Zeitweise gab es Sicherheitspersonal in den Fluren, das wurde wieder abgezogen. Kameras etc., wozu die Polizei geraten hatte - nichts ist vorhanden. Man schummelt auch bei den Fallzahlen.“ Mit der Leitung des Jobcenters verkehre der Personalrat fast nur noch auf dem Gerichtsweg, Mitbestimmungskonflikte führten zu etlichen Gerichtsprozessen.
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Sicherheitspersonal gebe es noch, hält Johannes Rohleder, Pressesprecher der Jobagentur, dagegen. Allerdings nur noch an den häufig frequentierten Standorten Universitätsstraße und Wattenscheid, an den übrigen fünf Zweigstellen nicht mehr, weil es nicht nötig sei: „Situationen, in denen Kunden Mitarbeiter verbal bedroht haben, gibt es, aber es sind Einzelfälle.“
Im Jahr 2011 gab es deshalb 29 Hausverbote und drei Strafanzeigen. Im Jahr 2012 wären es bisher neun Hausverbote und zwei Strafanzeigen. Seit 2006 gebe es „Begehungen unserer Standorte.“ Dabei schaue man, „ob ein Fluchtweg offen ist, ob Möbel im Weg stehen oder Gegenstände da sind, die als Waffen benutzt werden könnten."