Essen. . Das Hospiz in Essen-Werden will Menschen in der Zeit vor dem Abschied von dieser Welt ein letztes Stück Lebensqualität bieten. Dabei steht nicht die verbleibende Zeit, die der Patient noch hat im Vordergrund, sondern vielmehr das Wohlfühlen auf dem letzten Weg.

Vier Wände, hohe Fenster, ein Bett, ein Tisch, drei Stühle und das Versprechen, etwas Eigenes mitbringen zu dürfen. Einen Sessel vielleicht, ein Schränkchen, irgendetwas, das an ein Zuhause erinnert, das eine Stimmung von dem Leben heraufbeschwört, von dem man nun Abschied nehmen muss. Erste Etage, Hospiz Werden. Letzte Station auf dem Lebensweg.

Heute ist dieses Bett frei. Manchmal zieht jemand ein und bleibt über Wochen und Monate, dann wieder können Patienten nur für Stunden verweilen. Doch letztlich kommt es weniger auf den Zeitraum an als auf die Lebensqualität, die das Haus und sein Personal bis zu sieben Sterbenden bieten. „Uns ist klar, dass es für Menschen eine Krisensituation bedeutet, hier her zu kommen“, sagt die Pflegedienstleitung Andrea Swoboda.

Ein Haus in dem sich Menschen wohlfühlen

Sei aber die erste Scheu überwunden, erholten sich viele Patienten noch einmal. „Hier können sie loslassen, ihre Dinge ordnen und Abschied nehmen“, erklärt Swoboda. Die Palliativ-Netzwerke aus Velbert und Essen unterstützen die elf festen, speziell ausgebildeten Hospiz-Kräfte, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Hilfe erhält das Team darüber hinaus von Ehrenamtlichen. „Uns ist wichtig, dass die Menschen eine feste Bezugsperson haben. Idealerweise begleitet diese eine Person den Patienten in der ambulanten und der stationären Phase.“

Erwachsen ist die Einrichtung in der Dudenstraße aus der ambulanten Hospizgruppe Werden. „Wir wollten ein Haus schaffen, in dem die Menschen sich in ihrer letzten Lebensphase wohl fühlen“, sagt Franz Karl Löhr, Geschäftsführer des Hospizvereins. Mit dem Kloster der Töchter vom Heiligen Kreuz war in Werden eine Immobilie gefunden. „Mehr als sieben Patientenzimmer konnten wir hier räumlich nicht unterbringen“, sagt Löhr.

"Wir hatten schon muslimische Patienten"

Dass neben dem Hospiz Steele und dem Haus Cosmas und Damian weitere Kapazitäten benötigt wurden, zeigt die Auslastung des Hauses an der Dudenstraße, „die liegt bei 95 Prozent“, sagt Löhr.

Bewusst habe man sich entschieden, ein ökumenisches Hospiz einzurichten. „Traditionell arbeiten das katholische und das evangelische Krankenhaus in Werden eng zusammen“, so sei es nur folgerichtig gewesen, ein Haus zu gründen, das christliche Werte hoch halte, aber keine Religion ausschließe. „Wir hatten schon muslimische Patienten“, sagt Swoboda. Obwohl sie auf Wohlfühl-Atmosphäre Wert legt – auf moderne Ausstattung wollte man nicht verzichten. Die Fußteile der Pflegebetten lassen sich zur Seite fahren, was das Aufstehen erleichtert. Die Seitenteile der Badewannen kann man aufklappen, damit der Patient sich leichter setzen kann. Technik, die das Leben auf dem letzten Wegstück erleichtert.

Die Kostenspirale dreht sich 

Mit dem Sterben sollen Hospize kein Geld verdienen. Weswegen die Betreiber zehn Prozent ihrer jährlichen Betriebskosten selbst mitbringen müssen. Meist stemmen sie das mit Spenden – und das kann jährlich eine sechsstellige Summe sein, je nach Personalschlüssel und Bettenzahl.

„Bislang haben wir das Geld immer zusammen bekommen“, sagt Pfarrer Günter Graßmann, der dem Kreis der Freunde und Förderer des „Hospiz Steele“ vorsteht. Doch die Kostenspirale in den Hospizen dreht sich – die Vergütung, die Krankenkassen für die Unterbringung und Pflege Sterbender zahlen, ist jedoch seit längerem nicht angehoben worden.

Währenddessen stiegen die Tarife für gut ausgebildetes examiniertes Personal, ebenso die Kosten für Strom und Unterhalt der Häuser. Daraus ergibt sich ein Minus, das zu Lasten der Hospize geht. Weit mehr als zehn Prozent muss das Hospiz Steele aufbringen. Und auch die Caritas, die in Essen zwei Häuser für Sterbende unterhält, kritisiert die mangelnde Finanzierung.

Eine tragende Säule der Hospizarbeit

„Die Eigenmittel, die Hospize aufbringen müssen, liegen mittlerweile bei 20 bis 30 Prozent“, sagt Frank Krursel, Referent für ambulante Pflege bei der Caritas im Ruhrbistum. „Ein Zustand, der nicht mehr hinnehmbar ist.“ Gefordert seien die Krankenkassen, die Sätze anzuheben, damit der Trägersatz wieder auf zehn Prozent sinkt.

An letzterem hatten die Hospize nie gerüttelt. „Der Eigenanteil spiegelt das Selbstverständnis der Hospizbewegung wider, die aus bürgerschaftlichem Engagement erwachsen ist“, sagt Krursel. Und dieses Engagement ist auch heute noch eine tragende Säule in der Hospizarbeit. Neben examinierten Kräften, die die stationäre Versorgung sicherstellen, sind es häufig Ehrenamtler, die die Bezugspflege leisten und Sterbende in den letzten Tagen und Monaten begleiten. Ob die Vergütung für die Unterbringung im Hospiz angehoben wird, hängt vom Verhandlungsgeschick der Hospize ab.