Südviertel/Stadtwald. .
„Dafür muss ‘ne alte Frau lange stricken“ heißt es umgangssprachlich. Der Satz bekommt angesichts der ehrenamtlichen Leistung des Basarkreises von St. Theresia eine ganz neue Bedeutung.
Ziemlich lang stricken - und nähen und sticken und basteln und backen und Marmelade einkochen - mussten die Mitglieder schon. Aber es hat sich gelohnt: Sie konnten jetzt 1000 Euro als Erlös des Weihnachtsbasars im Rahmen eines gemeinsamen Frühstücks - selbstverständlich mit Marmelade aus eigener Herstellung - Maria Bünk als Vertreterin des Sozialdienstes katholischer Frauen Essen-Mitte (SKF) für das Kinder-Palliativ-Netzwerk Essen überreichen.
Das Netzwerk unterhält an der Beethovenstraße im „Haus Nazareth“ ein Beratungsbüro, doch die fünf hauptamtlichen Mitarbeiter sind in der Regel in Familien anzutreffen. In Familien, die todkranke, sterbende Kinder zu Hause betreuen und in dieser schwierigen Situation dankbar für Hilfe und Entlastung jeder Art sind.
„Das ist ein Dienst, den wir gerne unterstützen“, sagt Franziska Abel vom Basar-Team, die Maria Bünk das Geld überreichte. Bereits im letzten Jahr war der Basarerlös an den SKF gegangen, damals allerdings für die Schwangeren-Konflikt-Beratung.
Seit vielen Jahren - den genauen Zeitpunkt wissen die Frauen nicht mehr - treffen sich die handarbeitenden Mitglieder jeweils freitags von 9 bis 12 Uhr, um mit Nadel, Faden oder Strickgarn tätig zu werden oder neue Projekte zu besprechen. „Wir sind insgesamt rund zehn Frauen, aber regelmäßig kommen meist nur vier. Viele arbeiten auch zu Hause und bringen nur ihre fertigen Sachen mit, denn mit drei Stunden in der Woche kommt man nicht weit“, erklärt Irene Cordes vom Basarkreis, der sich selbst als offene Gruppe sieht.
Während die Frauen früher den Basarerlös aufteilten und einen Teil für Projekte innerhalb der Pfarre gaben, sei man inzwischen überzeugt, „dass man vom eigenen Reichtum abgeben müsse, um Not vor der Haustür zu lindern“.
Maria Bünk vom SKF stellte den Frauen das Kinder-Palliativ-Netzwerk vor, das im September 2006 gegründet wurde und allein im Jahr 2010 68 Familien betreut hat.. „Wir sind ein ambulantes Angebot, kein Hospiz, wollen die Familien möglichst lange begleiten“, betont die Mitarbeiterin. Rund die Hälfte der betroffenen Kinder habe eine Krebserkrankung, die anderen litten unter Stoffwechsel-Erkrankungen, neuromuskulären Erkrankungen und schweren Mehrfachbehinderungen, die in absehbarer Zeit zum Tod führen würden.
Ein Team aus Sozialarbeitern, Sozialpädagogen, einer Kinderkrankenschwester und einer Trauerbegleiterin kümmere sich um die Familien, um für mehr Lebensqualität zu sorgen. Maria Bünk: „Wir helfen auch, die Sprachlosigkeit zu überwinden, die in vielen Familien herrscht. Es kann wie eine Befreiung wirken, wenn man mit dem Kind darüber gesprochen hat, dass es bald sterben wird.“
Das Netzwerk kooperiere eng mit Kinderärzten, Kliniken, Pflegediensten, Therapeuten, Kindergärten und Schulen, schaffe Strukturen, die die Familien in Krisensituationen auffangen könnten. Es übernehme den oft ermüdenden Kampf mit Krankenkassen, auch Telefonate, Briefe und andere zeitraubende Alltagsarbeiten und verschaffe den Eltern so Freiraum für wichtigere Dinge.
„Wir stellen den Familien als zentrale Ansprechpartner unser Angebot vor, und die Betroffenen entscheiden dann selbst, welche Hilfe sie annehmen möchten“. so Bünk, die sich und ihre Kollegen als „Begleiter und Unterstützer der Familien auf dem schweren Weg“ sieht. Ja, der Job sei oft belastend, aber man bekomme auch viel Bereicherndes von den Familien zurück, ist Bünk überzeugt. Wichtig sei ein gutes Team, in dem man sich über das Erlebte austauschen könne. Unterstützt wird das Team von Ehrenamtlichen, die sich zum Beispiel um die Geschwisterkinder kümmern, die oft zu kurz kommen, wenn Bruder oder Schwester todkrank sind.