Rellinghausen. . Der Rellinghauser Rainer Rettinger arbeitet hauptberuflich für den Bundesverband Kinderhospiz, klärt auf und generiert Sponsoren für die Betreuung unheilbar kranker Kinder in Hospizen. Für seine Ideen ist er jetzt für den Deutschen Fundraising-Preis nominiert. Die Entscheidung fällt am Donnerstag, 19. April, in Berlin.
„Es ist unglaublich befriedigend, zu sehen, dass man etwas bewirken kann“, sagt Rainer Rettinger. Der 54-Jährige ist seit Dezember 2009 hauptberuflich in Sachen Fundraising für den Bundesverband Kinderhospiz unterwegs, das heißt, er kümmert sich deutschlandweit um die Beschaffung von Spenden für die angegliederte Stiftung. Für seine Arbeit ist der Rellinghauser jetzt für den mit 1000 Euro dotierten Deutschen Fundraising-Preis nominiert, der am Donnerstag, 19. April, in Berlin verliehen wird. „Schon die Nominierung ist natürlich eine Anerkennung meiner Arbeit. Mir geht es gar nicht darum, zu gewinnen, sondern darum, die Kinderhospizarbeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken“, sagt Rettinger.
Nein, frustrierend sei der Job nicht, auch wenn man mit schrecklichen Schicksalen konfrontiert werde. „Ich kann damit umgehen. Wenn ich betroffenen Familien helfen kann, beflügelt das eher“, sagt Rettinger. Den Entschluss, seinen alten Job aufzugeben und sich ganz der Arbeit für Kinderhospize zu widmen, habe er „keine Sekunde bereut“.
Eigentlich ist Rettinger Kommunikationswirt, kommt aus der Werbebranche. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gern schreibe und war auch journalistisch tätig“, erzählt er. In dieser Funktion wurde er 2007 zur Gründungsversammlung der Bundesstiftung Kinderhospiz eingeladen. „Ich wollte da nicht hin, war aber zufällig in Berlin und habe mir das aus Neugier angehört“, sagt Rettinger. Ein Ereignis, das sein Leben verändern sollte.
Ein Professor referierte über Kinderpalliativmedizin. „Von den 200 Anwesenden haben 100 geweint, die anderen 100 waren erstarrt. Dazu gehörte ich auch“, schildert Rettinger das für ihn so einschneidende Erlebnis. Sofort nahm er Kontakt zum Vorstand auf, fragte, was er tun könne. Erst war er ehrenamtlich tätig. dann fragte der Bundesverband Kinderhospiz an, ob er sich eine hauptberufliche Tätigkeit vorstellen könne. „Ich habe keine Sekunde gezögert und sofort zugesagt“, blickt Rettinger zurück. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit hat er noch viele Kontakte zu Firmen, kann Türen öffnen. „Ich bringe Menschen zur guten Tat“, beschreibt Rettinger seinen Job. Geregelte Arbeitszeiten hat er nicht. Manchmal arbeitet der Vater von vierjährigen Zwillingsmädchen von zu Hause aus, meist knüpft er aber Kontakte aus dem Auto oder Zug.
Arbeit in Sachen Kinderhospize gibt es reichlich. So müsse jährlich ein Defizit von 15 Millionen Euro durch Spenden ausgeglichen werden. „Schwierig ist, dass es keine einheitlichen Rahmenbedingungen wie Pflegesätze gibt.“
Rettinger kennt alle elf Kinderhospize in Deutschland, auch das nächstgelegene in Düsseldorf. Er generiert Spenden, bringt Hospize und potenzielle Sponsoren zusammen, will informieren, enttabuisieren, falsche Vorstellungen korrigieren. Oft würden Erwachsenenhospize mit Kinderhospizen gleichgesetzt. „Die Arbeit dort ist aber ganz anders. Kein unheilbar krankes Kind kommt für die letzten zwölf Tage seines Lebens ins Hospiz. Kinder werden dort oft über Jahre betreut. Vier Wochen im Jahr hat man Anspruch auf eine solche Betreuung“, erläutert Rettinger.
Die meisten der Kinder litten an unheilbaren Stoffwechselerkrankungen, nicht etwa an Krebs, denn dabei liege die Heilungschance bei rund 80 Prozent. „Die wahren Helden sind die Pflegekräfte vor Ort“, weiß Rettinger und ist froh, deren schwere Arbeit durch seine Kontakte und Ideen wenigstens ein bisschen erleichtern zu können.