Essen-Werden. Sind es die Händel-Klänge des Posaunen-Orchesters allein, die Dorle Streffer derart rühren? Sicher nicht. Sicht- wie hörbar bewegt dürfen sie und ihre Mitstreiterin der ersten Stunde, Adelheid Kröger, nach 15 Jahren voller Anstrengungen Essens drittes Hospiz an der Dudenstraße eröffnen.
„Als wir 1996 begannen, unsere Idee auf ein festes Fundament zu stellen, erschien das Vorhaben utopisch“, so Dorle Streffers Resümee. Aber die ambulante ökumenische Sterbebegleitung fand rasch großen Zulauf und einen großzügigen Unterstützerkreis.
Was mit 24 Gründungsmitgliedern anfing, steht mit heute 350 Vereinsangehörigen auf stabiler Basis. Mitarbeiterschulungen wurden im Steeler Hospiz durchgeführt. Evangelisches und katholisches Krankenhaus sowie beide Kirchengemeinden halfen nach Kräften. „Recht bald wurde uns klar, dass die existierenden Hospize zu weit entfernt liegen. Darum reifte der Wunsch nach einem eigenen Haus.“
Mit dem Umzug der Marienschule ergab sich die Gelegenheit, das nach 149 Jahren aufgegebene Kloster der Töchter vom Heiligen Kreuz einer neuen Bestimmung zuzuführen. Der neue Eigentümer Gewobau erklärte sich 2006 bereit, die Immobilie umzubauen. Zudem stellte eine firmeneigene Stiftung 25 000 Euro für medizinische Geräte zur Verfügung
Zum fast unüberschaubaren Kreis der Gönner zählen außerdem die Krupp- sowie die Alfred und Claire Pott-Stiftung, die Sparkasse, Rotarier und der Lions-Club. „Als wir den Eingang einer nicht unerheblichen Spende nachverfolgten, stellte sich heraus, dass uns ein Ehepaar seine gesamte Lebensversicherung zur Verfügung gestellt hatte“, erzählt Dorle Streffer mit tränenerstickter Stimme. „In diesem Unternehmen steckt kein einziger Cent aus öffentlichen Mitteln“, betonte Essens Erster Bürgermeister Rudolf Jelinek. „Dafür meine Hochachtung.“ Jelinek sieht die Einrichtung als weiteren Beitrag zum flächendeckenden Netzwerk ambulanter und stationärer Sterbegleitung in Essen.
2008 erfolgte die Gründung einer gemeinnützigen GmbH mit Franz K. Löhr als ehrenamtlichem Geschäftsführer. „Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, was der Umbau bedeutet. Es ist ein altes Haus“, so die Gründungsvorsitzende.
Hinter der verschieferten Fassade können nun bis zu sieben Sterbende professionell betreut und liebevoll begleitet werden.