Essen. Die Energiewende fordert „Trimet“ heraus: Der Alu-Konzern verkalkuliert sich nach der Atomkatastrophe von Fukushima beim Stromeinkauf. Und nun stehen die nächsten Hürden ins Haus.

Sicherlich hätte Trimet-Vorstandsvorsitzender Martin Iffert gerne bessere Geschäftszahlen präsentiert. Schließlich steigt weltweit die Nachfrage nach Aluminium stetig, die Produktion der Aluminium-Hütte mit Sitz in Bergeborbeck ist voll ausgelastet und auch die deutsche Energiewende eröffnet dem Konzern durchaus neue Geschäftsfelder. Denn für den geplanten Netzausbau werden Stromkabel aus Aluminium gebraucht.

Doch die Energiewende ist nicht nur Segen, sie ist auch Fluch für das Unternehmen, das zu den energieintensiven in Deutschland zählt - auf den Konzern entfällt schließlich ein Prozent des bundesweiten Stromverbrauchs. Denn Iffert musste am Freitag vor Journalisten das endgültig bestätigen, was sich schon andeutete: Trimet rutschte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/2012 (bis 30. Juni) tief in die roten Zahlen.

Trimet verspekuliert sich beim Stromkauf

Es ist das erste Verlustjahr in der 27-jährigen Firmengeschichte. „Das tut weh, aber wir können den Schmerz aushalten“, gab sich Iffert dennoch gelassen. Er sprach von einem Einmaleffekt - ausgelöst durch die Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011, die die Energiewende in Deutschland einläutete.

Mit der Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke hierzulande schnellten 2011 die Preise an der Strombörse nach oben. Und weil Trimet glaubte, dass sie weiter steigen würden, sicherte sich das Unternehmen dagegen mit Verträgen ab. Doch es verspekulierte sich. Statt zu steigen, fiel der Strompreis Ende 2011 wieder. „Es gab eine hohe Unsicherheit in dieser Phase“, räumte Iffert ein. Trimet zahlte in der Folge rund 60 Millionen Euro zu viel für seinen Strom - Kosten, die das Jahresergebnis des Konzerns 42,3 Millionen Euro in die „Miesen“ drückte.

Energiewende steigert Gefahr von Stromwankungen

Negative Folgen soll der Gewinneinbruch nicht haben. Im Gegenteil. Die Geschäftsführung betonte, dass weiter investiert werde und die Zahl der Mitarbeiter auch in Essen weiter steigen soll. Aktuell arbeiten am Sitz in der Aluminiumstraße 700 Menschen für Trimet. Im gesamten Konzern mit acht Standorten sind es knapp 1900.

Dennoch stellt die Energiewende den Alu-Produzenten auch in Zukunft vor weitere Herausforderungen. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigt die Gefahr von Stromschwankungen im Netz. Speicher, die das ausgleichen, gibt es noch nicht. Trimet ist momentan aber noch auf eine gleichbleibende Grundlast in der Fertigung angewiesen.

Trimet will wieder schwarze Zahlen schreiben 

Um sich davon unabhängiger zu machen, forscht Trimet derzeit an neuen Produktionsprozessen, die flexibel auf solche Schwankungen reagieren können. „Damit wären wir weltweit Vorreiter“, betont Iffert. Etwa 10 Millionen Euro steckt Trimet zunächst in die Forschungsleistung. Wenn die Produktionsanlagen auch im Werk Essen umgebaut werden müssen, kostet das ungleich mehr. Iffert: „Wir rechnen damit, dass wir noch in den nächsten zwölf Monaten damit beginnen können.“

Das laufende Geschäftsjahr, in dem Trimet wieder zurück in die schwarzen Zahlen kehren will, ist jedoch weiter von Unsicherheiten geprägt. Zum einen ist weiter unklar, wie hoch die Ausgleichszahlungen ab 1. Januar nächsten Jahres ausfallen werden, die der Konzern bekommt, weil die Kosten für CO2-Zertifikate den Strompreis verteuert haben. Die Bundesregierung hat sich hier noch nicht auf eine Entschädigungsquote festgelegt.

Appell an die Politik

Ein großes Fragezeichen steht zum anderen weiter hinter der Frage, wie hoch die Ausgleichszahlungen ausfallen werden, die energieintensive Unternehmen bekommen sollen, wenn sie zwangsabgeschaltet werden müssen, um so Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.

Aus Sicht des Vorstandschefs muss die schwarz-gelbe Bundesregierung in diesen Fragen bald für Klarheit sorgen. „Wir hängen stark von diesen Entscheidungen ab.“ Trimet brauche gerade in Zeiten der Energiewende Sicherheit. „Am Ende geht es darum, Deutschland als Industriestandort zu sichern. Wir sind dafür in Vorleistung gegangen“, betonte Iffert.