Essen.

Während Trimet noch auf günstigen Industriestrom hofft, ziehen die Preise an der Strombörse wegen des Atomausstiegs an. Zwar ist das Bekenntnis zum Standort Essen deutlich, dennoch sieht die Aluhütte „„die sichere Grundlastversorgung“ in Gefahr.

Das Bekenntnis zum Standort Essen ist deutlich: „Wir wollen mit der Aluhütte weiter hier produzieren“, sagt der Trimet-Aufsichtsratschef Heinz-Peter Schlüter. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen auch weiter. Doch angesichts des Atomausstiegs und des weiteren Ausbaus regenerativer Energien sieht Schlüter „die sichere und wettbewerbsfähige Grundlastversorgung“, in Gefahr. Gibt es aber Spannungs-Schwankungen im Netz, wird die Hütte als größter Energieabnehmer der Stadt als erstes vom Netz genommen.

Ein Abkommen, das es auch in anderen Ländern gibt, das sich die energieintensive Industrie allerdings versilbern lässt. Für die Bereitschaft, bei Überlastung sofort abzuschalten, zahlt etwa Slowenien 7,5 Euro/Kilowattstunde (kWh), Italien gar 35 Euro/kWh Vergütung an die energieintensive Industrie. In Deutschland sollte ebenfalls ein Ausgleich - allerdings über eine Vergütung der Kosten aus dem CO2-Handel - erfolgen, doch das Gesetz liegt seit zwei Jahren in Brüssel auf Eis, ein „Durchwinken“ ist nicht in Sicht, womit die Aluhütte ihren Strom auch weiter teurer bezahlt als die europäischen Mitbewerber.

„Lösung kann nur der sukzessive Atomausstieg sein“

Und genau das ist der Kasus knaxus: Der für die Aluhütte ohnedies im EU-Vergleich teure Strom – wird mit dem Atomausstieg noch einmal teurer. Fraglich sei auch, so Schlüter, ob kontant die benötigte Energie zur Verfügung stünde. Bislang sei Kernenergie in konstanter Menge zu haben gewesen – doch soll die nun vom Netz. Schlüter rechnet vor. Mit Windenergie ließen sich 26 Gigawattstunden produzieren, „doch es gibt Zeitpunkte, da ist Flaute und es steht nur ein Prozent dieser Leistung zur Verfügung.“ Zwar würden neben der Kernkraft Energie aus Braunkohle- und Laufwasserkraftwerken eingespeist – können diese die Grundlast für die Stromversorgung aber nicht erbringen, müssen außerdem Steinkohle- und Gaskohlekraftwerke zugeschaltet werden, „und die sind teuer“, sagt Schlüter.

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Die Lösung könne nur der sukzessive Atomausstieg sein, „erst wenn es die Möglichkeit gibt, Strom zu speichern, kann man aufhören, bedarfsgerecht zu produzieren.“ Bis eine technische Lösung für die Speicherung gefunden sei, könne man an sonnigen Tagen so viel Strom ins Netz einspeisen wie man wolle, „was nicht abgenommen wird, geht verloren.“ Womit an sonnenverhangenen Tagen mit einer Flaute nur die teuren Energieerzeuger eingesetzt werden könnten. Auf lange Sicht lasse sich damit in Deutschland nicht wirtschaftlich produzieren. Womit auch die Essener Hütte nicht zu halten wäre. „Wir wollen hier bleiben“, entgegnete Schlüter auf die Frage nach Alternativ-Plänen. „Aber wenn es so kommt, wie es sich jetzt darstellt, müssten wir schließen.“

Ungleicher Wettbewerb

Die Trimet erwirtschaftet mit 1897 Mitarbeitern an fünf Standorten einen jährlichen Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro. Der Primäraluminiumerzeuger braucht als Grundlastabnehmer an 365 Tagen jährlich im 24-Stunden-Betrieb Strom in konstanter Höhe; die Abnahmemenge entspricht damit der von rund 3 Millionen Haushalten.

Die mit Abschaltung eines Teils der Kernkraftwerke erwarteten Mehrkosten für Strom beziffert die Trimet für ihre Werke auf rund 40 bis 50 Millionen Euro jährlich; für die deutsche Volkswirtschaft sei mit Mehrkosten von 3,5 Milliarden Euro pro Jahr zu rechnen. Bereits mit Inkrafttreten des Moratoriums zogen die Preise an der Strombörse von rund 51 Euro pro Kilowattstunde (kWh) auf durchschnittlich 58 Euro/kWh an. Kosten, die man im internationalen Wettbewerb nicht an Abnehmer weitergeben könne. Hinzu kommt, dass die meisten europäischen Länder bereits Vergütungen bzw. günstigere Sondertarife für die stromintensive Industrie eingeführt haben.