Essen/New York. . Serge Spitzer, Schöpfer der umstrittenen Stahl-Spirale auf dem Kennedyplatz, ist tot. Diskutieren wird man in Essen über seine Kunst weiter. Seine wuchtige Plastik, die Spitzer-Spirale, kennt jedes Kind. Vielen Betrachtern ist sie freilich nur ein Kopfschütteln wert.

Die Essener verdanken diesem Mann das wohl am meisten diskutierte Kunstwerk der Stadt. Nun ist Serge Spitzer im Alter von 61 Jahren gestorben. Der gebürtige Rumäne erlag am 9. September in New York einem Krebsleiden, wie seine Familie mitteilte.

Spitzers wuchtige Spiral-Plastik am Rande des Kennedyplatzes kennt jedes Kind, vielen Betrachtern ist sie freilich nur ein Kopfschütteln wert. Im März 1996 wurde das Stahlkunstwerk mit dem Nicht-Titel „Untitled (ESSEN)“ aufgestellt, die Essener Kulturstiftung – damals „Fördervereinigung der Stadt Essen“ – zahlte 500.000 D-Mark. In den Folgejahren sollte es immer wieder Debatten über die bewusst nicht gefällige und zudem durch Vandalismus und Vernachlässigung in Mitleidenschaft gezogene Arbeit geben. Oft stand die Frage im Raum, ob das Werk an einem anderen Ort nicht besser zur Geltung käme als in der verbauten Ecke, an dem es steht. Diese Frage könnte nun erneut aktuell werden.

Mit Spitzers Veto lagen die Pläne auf Eis

Bereits vor gut zwei Jahren hatte die Kulturstiftung angeregt, einen alternativen Standort zu suchen. Im Gespräch war etwa der Kreisel auf dem Berliner Platz. Auch aus der Politik wurde der Ruf nach Verlagerung laut. Spitzer selbst allerdings pochte darauf, der jetzige Standort sei genau der richtige. Es gehe um einen direkten Kontakt zu den Menschen. „Deren Leben war der Stahl, er stand für Generationen im Mittelpunkt ihrer Existenz“, sagt er.

Mit Spitzers Veto lagen die Pläne auf Eis, gleichwohl sähe mancher das Kunstwerk auch heute gern vom Kennedyplatz versetzt. „Wir halten den Standort nach wie vor nicht für geeignet“, so FDP-Fraktionschef Hans-Peter Schöneweiß. Er favorisiere weiter den Berliner Platz. „Da könnte man sie tatsächlich sehen und besser im Auge behalten.“ Wegen der derzeitigen umfänglichen Renovierung und Reinigung gebe es allerdings keine Dringlichkeit.

Der Künstler am Tag der Aufstellung seines hiesigen Werks 1996 im Gespräch mit der damaligen Baudezernentin Irene Wiese von Ofen. (Foto: Frank Vinken/WAZ)
Der Künstler am Tag der Aufstellung seines hiesigen Werks 1996 im Gespräch mit der damaligen Baudezernentin Irene Wiese von Ofen. (Foto: Frank Vinken/WAZ)

"Als wenn man einen Motor ausbaut und auf einen Sockel hebt"

Auch bei der Kulturstiftung könnte sich mancher durchaus für einen Umzug erwärmen. Ob der Weg dorthin nun einfacher ist, daran macht Geschäftsführer Heinz-Jürgen Hacks allerdings ein Fragezeichen. Die im Schenkungsvertrag zwischen Stiftung und Stadt vorgesehenen Mitspracherechte Spitzers dürften wohl auch für seine Familie gelten.

Befürworter des aktuellen Standorts gibt es freilich auch – zum Beispiel in den Reihen der Jury „Kunst im öffentlichen Raum“. Die Spitzer-Plastik auf den Berliner Platz zu verpflanzen – das wäre, „als wenn man einen Motor ausbaut und auf einen Sockel hebt“, sagt Architekt Peter Brdenk. Denkanstöße soll das Werk geben, nicht dekorativ sein.