Essen. Die 34.000 Euro teure Reinigung der Skulptur auf dem Kennedyplatz stößt nicht bei allen Bürgern auf Verständnis. Viele wünschen sich einen besseren Platz für die stählerne Plastik. Andere könnten dem stählernen Kunstwerk so gar nichts abgewinnen.
An der Frage, was Kunst ist, scheiden sich bekanntlich die Geister. Was der eine inspirierend und bewundernswert findet, bezeichnend ein anderer abfällig als Schrott. Bestes Beispiel für diese Kontroverse ist die „Spitzer-Spirale“ auf dem Kennedyplatz. Über kaum eine anderes öffentliches Kunstwerk in der Stadt wurde in den vergangenen 16 Jahren so heftig diskutiert. Jetzt wird die 20 Tonnen schwere Plastik „Untitled Essen“ des rumänischstämmigen US-Künstlers für 34.000 Euro aufwändig renoviert; die Rechnung übernimmt die Kulturstiftung Essen.
Die WAZ fragte Essener Bürger, was sie von der Skulptur und der nötigen Renovierung halten. „Kunst sollte in den Städten erhalten bleiben. Deswegen finde ich die Restaurierung gut und notwendig“, sagt Walter Fischer. Dass man über den Sinn der Skulptur streiten kann, sei doch auch eigentlich der originäre Zweck von Kunst.
„Wir brauchen Kunst, um Diskussionen in Gang zu bringen“, stimmt ihm Karl-Heinz Koch-Schleithoff zu. Für die „Spitzer-Spirale“ würde er sich allerdings einen prominenteren, offeneren Platz wünschen. Dass nun so viel Geld in die Hand genommen wird, um die „Tonne“ von Müll und Schmierereien zu befreien, findet der Essener dagegen bedauerlich: „Ich arbeite im Jugendhilfebereich. Dort fehlt das Geld an allen Ecken und Enden.“
In 14 Tagen wieder vollgesprayt
Susanne Schalkewitz kann der stählernen Skulptur so gar nichts abgewinnen: „Potthässlich“ findet sie den „Schrotthaufen“, sinnlos die Renovierung: „Spätestens in 14 Tagen ist das Ding doch wieder vollgesprayt“, glaubt sie. „Warum bleibt die Graffiti nicht einfach auf der Tonne?“ fragen Doreen und Hippie. Das sähe doch klasse aus, außerdem „sollte so eine Skulptur ein eigenes Leben führen können“.
Deplatziert findet Günter Steffen das Kunstwerk. „Auf einem alten Industriegelände wäre es besser aufgehoben. Das erschließt sich schon aus dem Material.“ Versteckt in der hintersten Ecke des Kennedyplatzes würde keiner die künstlerische Ästhetik der Spirale wahrnehmen können. „Mich ärgert besonders, dass so viele Essener abfällig über die Tonne sprechen.“ Eine Restaurierung hält er für wichtig und sinnvoll.
Diese Meinung teilt Gökcay Baydar nicht: „Man kann das Geld auch anders, sinnvoller ausgeben.“ Täglich geht der Besitzer des Lottoladens am Willy-Brandt-Platz an der „Spitzer-Spirale“ vorbei, „aber mir hat sich der Sinn des Kunstwerkes noch nicht erschlossen“. Eine Info-Tafel mit Hinweisen vermisst er. „Dann würde ich wenigstens erfahren, was sich der Künstler dabei gedacht hat.“
Hinweis zum Dom nicht sichtbar
Darüber rätselt auch Willy Rosen: „Ich habe noch nie verstanden, was diese Anhäufung von Stahl mir sagen will.“ Den Hinweis zum Dom, den der Künstler Serge Spitzer angebracht hat, würde man nicht sehen. Auch Rosen findet die Auswahl des Platzes ungünstig. Doch darüber möchte Spitzer nicht verhandeln: Er hat den Platz 1996 für seine Plastik, die Anfang und Ende der Stahlindustrie symbolisieren soll, mit Bedacht ausgesucht. Zudem erlaubt der Vertrag der Stadt mit dem Künstler keine Verlagerung ohne dessen Zustimmung.
Ungeteilte Zustimmung erhält „Untitled Essen“ von Hans-Gerd Krippner: „Die Skulptur ist ein tolles Ding. Daran erfreue ich mich schon sehr lange. Gut, dass es jetzt renoviert wird.“