Essen. . Das Team von Martin Kaufmann säubert nun die Spitzer-Spirale am Kennedyplatz – zum Unverständnis mancher Passanten. Die Reinigungskosten in Höhe von rund 35.000 Euro zahlt die Kulturstiftung Essen.

„Bauen Sie die jetzt ab?“ – Das ist die Frage, die Passanten am Rande des Kennedyplatz Martin Kaufmann und seinem Team während der Arbeit an der Spitzer-Spirale stellen. Die Hoffnungen mancher Bürger, dass das im Volksmund „Elefantenklo“ genannte Kunstwerk, endlich umgesetzt wird oder verschwindet, muss der Duisburger Restaurator aber sofort enttäuschen: „Nee, wir machen’s schön“, antwortet er ihnen mit einem Augenzwinkern.

Seit vergangener Woche sind seine Mitarbeiter vor Ort, um die mit Baugerüsten und Netzen eingehauste Stahlspirale von den Schmierereien der vergangenen Jahr zu befreien – eine Sisyphusarbeit, die bei 180 Quadratmeter Fläche vier bis sechs Wochen in Anspruch nehmen werde.

Graffiti mit Trockeneis entfernen

Die Arbeit „Untitled (Essen)“ des Künstlers Serge Spitzer am gestrigen Nachmittag: Ohrenbetäubender Lärm dringt von der Baustelle auf den Platz, Innenstadtbesucher flüchten vor ihm und gehen zügig vorbei. Hinter der Einhausung werkeln drei Mitarbeiter mit Ohrenschützern. Zwei von ihnen stehen jeweils inner- und außerhalb der Spirale und bearbeiten mit einem Strahlgerät in der Hand, das mit Trockeneis auf Kohlenstoffdioxid-Basis bestückt ist, die Lagen der Spirale.

„Das ist minus 78 Grad kalt“, erzählt Martin Kaufmann. Diese Methode habe sich bei der Recherche und auf Probestellen als wirksame Methode zur Entfernung der teils mit unterschiedlichen Lacken gesprühten Schmierereien herausgestellt. Neben dem Trockeneis benutze man begleitend noch das Lösungsmittel Azeton.

Spirale von Serge Spitzer

Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
 Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
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Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz 
Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool
Spitzer Plastik am Essener Kennedyplatz Foto: Oliver Müller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © NRZ
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer.
Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool
Skulpturen im öffentlichen Raum. Die Skulptur von Serge Spitzer. Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Die Stahlspirale des Künstlers Serge Spitzer am Essener Kennedyplatz, fotografiert am Mittwoch, 17.03.2010. Die Skulptur steht dort seit 1996 und soll auf Anfang und Ende der Stahlindustrie Bezug nehmen. Nun soll ihr Stellplatz verändert werden. Im Vordergrund eine der drei grünen Stelen vor dem Kennedy-Tower (ehem. Haus der Kirche). Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool //
Die Stahlspirale des Künstlers Serge Spitzer am Essener Kennedyplatz, fotografiert am Mittwoch, 17.03.2010. Die Skulptur steht dort seit 1996 und soll auf Anfang und Ende der Stahlindustrie Bezug nehmen. Nun soll ihr Stellplatz verändert werden. Im Vordergrund eine der drei grünen Stelen vor dem Kennedy-Tower (ehem. Haus der Kirche). Foto: Ulrich von Born / WAZ FotoPool // © WAZ FotoPool
Serge Spitzer und die damalige Baudezernentin Irene Wiese von Ofen am Tag der Aufstellung der Stahlplastik am Kennedyplatz im März 1996.
Foto WAZ Archiv
Serge Spitzer und die damalige Baudezernentin Irene Wiese von Ofen am Tag der Aufstellung der Stahlplastik am Kennedyplatz im März 1996. Foto WAZ Archiv © frank vinken / WAZ
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Grund für diesen Aufwand ist die besondere Oberflächenbeschaffenheit von Spitzers Stahlskulptur. Diese sei, so Kaufmann, aber auch dafür verantwortlich, dass die Reinigung so schwierig und langwierig sei. „Auf dem Stahl sind verflüssigte Metalle damals aufgespritzt worden. Die erste Schicht ist Zink, der aufgedampft wurde. Die zweite besteht aus einem Chrom-Nickel-Gemisch. Am Ende wurde dann noch mit Phenylharz versiegelt“, erklärt der Restaurator.

So selbstverständlich er es nun erklärt, diese Fakten musste er sich auch erst einmal mühsam beschaffen: „Die Firma, die das damals gemacht hat, gibt es noch. Wir haben sie kontaktiert, um Details zu bekommen. Außerdem hatte ich vor zwei Jahren Kontakt zu Serge Spitzer“, erzählt der 47-Jährige. Besonders der Phenylharz, der eine raue Oberfläche gebe, sei ausschlaggebend für die Angreifbarkeit des Materials: „Der nimmt die Farbe der Graffiti sehr gut an.“

Hakenkreuze und Müll im Inneren der Skulpur 

Damit das „Elefantenklo“ künftig besser geschützt ist, werden Projektleiterin Anne Pella und ihre Kollegen nach den geschätzt zwei bis drei Arbeitsgängen einen Graffitischutz auftragen, damit Verunstaltungen künftig im Nu wieder entfernt werden können.

Anders als man annehmen darf, war nicht nur die Außenseite von der vermeintlichen „Straßenkunst“ stark mitgenommen, auch im Inneren fanden Kaufmanns Mitarbeiter eher unschöne Verzierungen: „Auf einer 30 Zentimeter hohe Lage innerhalb der Spirale waren Hakenkreuze aufgesprüht worden. Wieder andere haben sich mit Wachskreide dort verewigen wollen.“ Mal abgesehen vom ganzen Unrat im „Klo“, mit dem man, so der 47-Jährige drei Müllsäcke befüllen konnte: „Flaschen, Fast Food-Verpackungen, Scherben. Das musste vorher alles aufgesammelt werden.“

Verständnis hat der Duisburger keines für die Beschmutzer, die ohne jegliches Bewusstsein für den Wert der Werke und die entstehenden Kosten zuschlügen – auch wenn er natürlich mit der Sanierung von verunzierten Skulpturen sein Geld verdiene: „Die wissen nicht, was sie anrichten. Und leider auch nie, was der Künstler überhaupt mit seinem Werk ausdrücken wolle.“ Genau das sei aber der Reiz an seinem Job – die ethische Komponente.

Info: Situation der Kunst im öffentlichen Raum

Nicht nur die Spitzer-Spirale, auch andere Skulpturen der Stadt leiden ein tristes Dasein durch Vandalismus, Schmierereien und Vernachlässigung durch den Eigentümer. Kostenschätzungen zu Sanierungen hat Martin Kaufmann 2006 abgegeben, nur das Geld zur Ausführung fehlt. Daher ist die Stadt auf Sponsoren angewiesen: Im Falle des „Elefantenklo“ hat die Kulturstiftung Essen rund 35.000 Euro für die Reinigung locker gemacht. Sie hatte die Spirale 1996 gekauft und der Stadt geschenkt. Neuer Pate wird künftig die Allbau AG.

Infos zur Arbeit von Martin Kaufmann im Internet unter: www.schmiede-duisburg.de