Essen. Die Bordell-Pläne im Essener Stadtteil Bergeborbeck sorgen weiter für großen Unmut. Erneut haben die Bergeborbecker ihren Protest gegen die beantragte Ansiedlung eines bordellartigen Betriebes direkt vor ihren Haustüren verstärkt. Ihre Sorge ist groß, dass die Prostitution zu mehr Kriminalität führt. Doch das Baurecht bietet kaum Stoppchancen.

Erst kam der vor allem in Südosteuropa bekannte Gebrauchtwagenhandel. Diesem folgten häufig illegale Schrauberwerkstätten in Hinterhöfen angrenzender Stadtteile. In deren Nähe wiederum befinden sich längst so genannte Übernachtungshäuser – ebenfalls nicht genehmigt, aber schwer zu räumen.

Nun soll ein „bordellartiger Betrieb“ seine drei Zimmer im Umfeld des Automarktes öffnen. Für Die Anwohner ist damit nun das Fass des Erträglichen übergelaufen. In Bergeborbeck protestieren sie heftig gegen den dort beantragten Damen-dienstleistungsbetrieb. Sie fürchten eine schlimme Allianz von illegalen Gewerben, „die sich im Essener Norden wie eine Krake ausbreitet – und die Stadt steht diesem Treiben ohnmächtig gegenüber“, wie es ein Anwohner sagt.

Schlimme Entwicklung

Bordelle oder Clubs, in denen Damen ihre Liebesdienste anbieten – davon existieren rund ein Dutzend in der Stadt. Mehrere dieser Etablissements befinden sich in Wohnstraßen. Weil sie dort nicht stören, alles diskret abläuft, haben sich die Nachbarn inzwischen daran gewöhnt. Ganz anders stellt sich für Anlieger die Situation dar, wenn auf der Straßenseite gegenüber ein Gewerbegebiet beginnt, an dessen Grenze sich nun ein Gewerbebetrieb ansiedeln will, der ebenfalls mit Prostitution zu tun haben soll. Die Bergeborbecker wehren sich dagegen: „Was da auf uns zu kommt, ist der Anfang einer schlimmen Entwicklung im Essener Norden. Das müssen unbedingt wir verhindern.“

Auf der Sitzung der Bezirksvertretung IV protestierten die Anlieger der Kappenberg-, Neustraße und von Schacht Neu-Cöln. „Wir wissen, dass wir neben einem Gewerbegebiet wohnen, in dem es laut werden kann. Aber ein Bordell oder einen ähnlichen, derartigen Betrieb, der bringt allen Nachbarn nur Probleme. Die Stadt muss die Nutzungen für Gebäude einschränken und klar festlegen“, fordert Gregor Arnold in der Politikerrunde. Dafür erhält er von seinen zahlreich erschienenen Nachbarn unterstützenden Beifall.

Für den Mitorganisator des Bürgerprotestes und seinen Mitstreitern steht fest: Prostitution im Einzugsbereich des Automarktes und der oft illegalen Schrauberwerkstätten und Übernachtungshäuser zwischen Katernberg und Dellwig, das bringt Probleme, deren „deren Ausmaße die Stadt nicht mehr überscheuen kann“. „Wer hilft uns, wenn die Situation vor unseren Haustüren eskaliert, wenn sich dort Streitereien entwickeln, in die wir auf dem Nach-Hause-Weg hineingezogen werden, obwohl wir mit den Dingen nichts zu tun haben“, fragt eine Anliegerin, die bereits heute Angst hat, ihren Namen zu nennen.

Kaum Möglichkeiten, die Anträge abzulehnen

Thomas Mehlkopf, Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung IV, und Ulrich Schulte-Wieschen, Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirk IV, sind sich einig, alles tun zu wollen „was im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten machbar ist“, um diesen beantragten bordellartigen Betrieb an der Straße Schacht Neu-Cöln zu verhindern.

Einstimmig beschloss das Stadtteilparlament: „Wir fordern die Fachverwaltung auf, Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen, um diese Art von Ansiedlung in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten auch in Zukunft zu vermeiden oder zu untersagen. Dazu sind auch die planungsrechtlichen Voraussetzungen zu schaffen.“ Das soll ebenso für „die unkontrollierte und wilde Ansiedlung von Autohändlern im Umfeld“ gelten. Der Planungsausschuss soll diese Anliegen nächste Woche unterstützen.

„Wir haben zur Zeit kaum Möglichkeiten, die Anträge abzulehnen. So ist das Baurecht“, sagt Detlev Robrecht vom Planungsamt. „In besagtem Haus werden längst Wände gestrichen. Die Küche ist schon eingebaut. Da werden einfach Fakten geschaffen – auch ohne Genehmigung“, haben Nachbarn gestern beobachtet.