Essen. Janine Zurek hat sich mit ihrem “Porn Club“ in Essen einen Traum erfüllt. Doch nach der erfolgreichen Eröffnung gibt es nun Ärger mit der Stadt: Das Bauordnungsamt verweigert der Existenzgründerin die Betriebsgenehmigung. Denn im Gewerbegebiet ist Vergnügen nicht erwünscht.
Mit einem eigenen Techno-Club hat sich Janine Zurek einen Lebenstraum erfüllt. Und die Eröffnungsparty im „Porn Club“ an der Gewerbehofstraße hinter dem Fernmeldeturm an der A 40 ging gleich vielversprechend über Bühne. 120 Gäste feierten bis in die frühen Morgenstunden. Dabei hatte Janine Zurek gar nicht groß für ihren Laden geworben. Ein paar Zeilen auf „Facebook“ im Internet genügten, um die Szene auf die neue Location neugierig zu machen. Schließlich war der „Porn Club“ vor einigen Jahren eine angesagte Adresse, damals noch in der Hilgerstraße im Nordviertel.
So könnte es gerne weitergehen für die 26-Jährige, die es im Einzelhandel zur Filialleiterin gebracht hatte, dann aber den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, um ihren Traum zu leben. Stattdessen durchlebt Janine Zurek einen realen Alptraum. „Wir müssen euch leider für dieses Wochenende die traurige Nachricht überbringen, dass der Club am nächsten Samstag geschlossen bleibt“, schreibt sie auf Facebook und fügt zerknirscht an: „Dies liegt natürlich, wie ihr euch denken könnt, nicht in unserem Interesse.“ Aber die Stadt spielt nicht mit, das Bauordnungsamt verweigert der Existenzgründerin die Betriebsgenehmigung.
Porn-Club-Betreiberin hat Angst um die Existenz
Janine Zurek ist am Boden zerstört. Sie fürchtet um ihre Existenz. Nichts habe darauf hingedeutet, dass es soweit kommen könnte, versichert ihr Vater Andreas Zurek, der selbst in der Baubehörde vorgesprochen hatte. Nun macht der Boxtrainer die Faust in der Tasche.
Ging seine Tochter zu blauäugig an die Sache heran, als sie den Mietvertrag über das ehemalige Fitness-Center an der Gewerbehofstraße 4 abschloss und ihre gesamten Ersparnisse in den Umbau steckte und teure Gutachten erstellen ließ? Oder wurde sie nicht hinreichend beraten? Detlef Robrecht, Leiter der Bauaufsicht, schließt letzteres aus. Für die Behörde ist die Sachlage klar: Das Objekt liegt zwar in einem Gewerbegebiet, doch der Bebauungsplan lässt dort Vergnügungsstätten ausdrücklich nicht zu. So hatte es der Rat der Stadt beschlossen, nachdem sich an der Münchener Straße der Straßenstrich etabliert hatte und die Verwaltung sich im Jahr 2000 mit einer Anfrage auf eine Nutzungsänderung für besagten Fitness-Club konfrontiert sah: „Investor plant Bordell am Fernmeldeamt“, titelte diese Zeitung damals. Der Bebauungsplan soll „die bestehende Nutzung“ des Gewerbegebietes sichern und die „Verdrängung von Gewerbebetrieben durch Einzelhandelsnutzungen und Prostitutionsbetriebe“ verhindern, heißt es im Wortlaut. Bei einem Bordell handelt es sich laut Rechtsprechung nicht um eine Vergnügungsstätte, auch wenn dies nahe liegen könnte, sondern um einen Gewerbebetrieb. Warum der B-Plan rund um die Münchener Straße „jegliches Vergnügen“ verbietet, bleibt offen. In einen hochwertigen Gewerbe- und Bürostandort passen nach Lesart der Stadtplaner keine Clubs, ob Rot- oder Schwarzlicht spielt dabei keine Rolle.
Dass der Name „Porn Club“ in der Verwaltung möglicherweise falsche Assoziationen geweckt haben könnte, wie Janine Zureck vermutet, ist für die planungsrechtlichen Bewertung dabei unerheblich. Ein Techno-Club ist ohne Zweifel eine Vergnügungsstätte.
Ausnahmegenehmigung galt nur für Eröffnungsparty
War es das für den „Porn Club“? Die Eröffnungsparty konnte noch dank einer „Genehmigung auf einmalige Nutzung “ steigen. Eine weitere werde es nicht geben. Einen Weg durch ein Hintertürchen aber hat die Bauaufsicht Janine Zurek gewiesen. Gaststätten seien sehr wohl erlaubt, auch solche mit „gelegentlichen Tanzveranstaltungen“. Die 26-Jährige plant nun unter der Woche eine „Szene-Kneipe“ mit Techno-Veranstaltungen an Wochenenden. Ihr Betriebskonzept muss sie dafür überarbeiten, Brandschutz- und Immissionsgutachten seien der neuen Nutzung „anzupassen“, heißt es bei der Bauaufsicht. Mobiliar für eine Gaststätte müsse natürlich her, und dann wäre da noch die Frage nach Stellplätzen zu beantworten. Das klingt nicht, als ginge es hier und dort nur um einen Federstrich. Im Gegenteil: „Wir werden das vom Grundsatz her klären“, sagt der Chef der Bauaufsicht.
Janine Zurek zeigt sich im Internet kämpferisch: „Wir geben nicht auf und sind stets dabei, für euren und für unseren Spaß zu kämpfen. Denn das ist unsere Berufung“, schreibt sie auf Facebook und fügt eine Bitte hinzu: „Den Porn Club nicht vergessen.“ Denn wer weiß, wann sich die Türen an der Gewerbehofstraße 4 zur nächsten Party öffnen werden.