Essen. . Am Schacht Neu-Cöln machen Anwohner mobil: Im Gewerbegebiet soll ein Bordellbetrieb in einem ehemaligen Bürogebäude einziehen. Die Bürger fürchten, dass ein Bordell vor allem osteuropäische Kunden des Autohandels rund um das Autokino anzieht. Und das wollen sie mit allen Mitteln verhindern.

Die Nachricht fegte wie ein Sturmwind durch Borbeck: Im Gewerbegebiet Schacht Neu-Cöln soll ein Bordellbetrieb in einem ehemaligen Bürogebäude einziehen. Anwohner sind ebenso alarmiert wie Bezirkspolitiker: Sie fürchten, dass das Bordell vor allem osteuropäische Kunden des Autohandels rund um das Autokino anzieht. Und das wollen sie mit allen Mitteln verhindern.

Am Donnerstag war es noch ein Gerücht. Doch inzwischen ist ein Bauantrag „ganz frisch eingetroffen“, bestätigte gestern Klaus Fidomski-Rest, Leiter der Bauaufsicht Nord, auf Anfrage dieser Zeitung. Der Investor will drei Zimmer im Obergeschoss des Gewerbegebäudes Schacht Neu-Cöln 34 als „Gästezimmer“ eines „bordellartigen Betriebes“ nutzen. Sogar die Öffnungszeiten sind schon bekannt: werktags von 10 bis 23 Uhr, sonntags und an Feiertagen 12 bis 19 Uhr. Drei Gästezimmer, sagt Fidomski-Rest, das ist kein großer Laden: „Es gibt in Essen sicher größere einschlägige Betriebe.“

„Wenn der Antrag rechtens ist, dann haben wir hier keine guten Karten“

Die Bürger sind alarmiert: Gregor Arnold gehört zu den Anwohnern und hat eine Info-Veranstaltung initiiert. Foto: Jan Dinter
Die Bürger sind alarmiert: Gregor Arnold gehört zu den Anwohnern und hat eine Info-Veranstaltung initiiert. Foto: Jan Dinter © WAZ FotoPool

Und dennoch hat die Nachricht von den Bordell-Plänen die Nachbarschaft elektrisiert. Die Anwohner Gregor Arnold und Andrea Littmann reagierten am schnellsten: Gleich gestern früh jagten sie ein Schreiben an Oberbürgermeister Reinhard Paß hinaus mit der „dringenden Bitte, die Genehmigung der Nutzungsänderung in jedem Fall zu verhindern“. Gleichzeitig begannen sie Unterschriften zu sammeln und die Politiker vor Ort zu alarmieren.

Die Sorge, die die Anwohner umtreibt: Ebenso wie das geplante Hotel/Gästehaus an der Bottroper Straße könnte das Bordell ein gezieltes Angebot für die osteuropäischen Besucher des Autokino-Umfeldes sein. Friedhelm Klix (SPD), Mitglied des Rates und der Bezirksvertretung, treibt zudem die Sorge um, das Bordell könne womöglich erst der Anfang sein. Diese Sorge teilt auch Anwohner Arnold: „Hinter dem Gebäude ist nach ganz viel Platz, um ein Beherbergungsgewerbe aufzuziehen.“ Er fürchtet „die Erweiterung eines anfänglich kleineren Bordellbetriebes“. Klix’ CDU-Kollege im Bauausschuss Klaus Diekmann stehen Sorgenfalten auf der Stirn. „Das Gebäude liegt im Gewerbegebiet. Wenn der Antrag rechtens ist, dann haben wir hier keine guten Karten.“ Einen Sperrvermerk, der das Rotlichtmilieu ausschließt, gibt es für dieses Gebiet nicht.

„Hier wohnen ringsum Familien mit kleinen Kindern“

Die Anwohner wollen das Argument mit dem Gewerbegebiet nicht gelten lassen. „Hier wohnen ringsum Familien mit kleinen Kindern“, zählt Gregor Arnold auf. An der Straße liegen zwei Kinderspielplätze und von Familien genutzte Grünanlagen. „Nebenan in der Zweigstraße soll eine Kita neu gebaut werden. Und im Bereich Neustraße/Heegstraße soll eine Siedlung mit Einfamilienhäusern entstehen. Der Investor wird sich schön bedanken, wenn er zwei Millionen Euro in die Hand nimmt und dann nebenan ein Bordell entsteht.“ Andrea Lottmann ergänzt: „Ob im Sommer oder Winter: Zum Spielen oder zum Rodeln sind hier immer mindestens ein Dutzend Kinder auf der Straße. Das passt doch überhaupt nicht zusammen mit einem Bordellbetrieb, Gewerbegebiet hin oder her!“

SPD-Bezirksvertreter Ulrich Schulte-Wieschen nimmt die Ängste der Anwohner vor einem Andrang osteuropäischer Besucher sehr ernst. „Erstmal ist es nur eine Vermutung, aber eine Vermutung, die nach unserer Erfahrung sehr nahe liegend ist.“ Ihm liegt das Bordell-Projekt ähnlich schwer im Magen wie das Hotel an der Bottroper Straße: „Das ist das I-Tüpfelchen in der aktuellen Debatte um das Autokino.“

Diekmann, Klix und Schulte-Wieschen haben den Anwohnern Unterstützung über die Parteigrenzen hinweg zugesichert: „Was wir machen können, werden wir auch tun.“ Erst einmal müsse nun die Prüfung des Bauantrages abgewartet werden. Die Anwohner haben aber schon angekündigt: „Wir werden den Druck auf die Verwaltung hoch halten.“

Essen aus der Luft

Berliner Platz.
Berliner Platz. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
Berliner Platz.
Berliner Platz. © Hans Blossey
Berliner Platz.
Berliner Platz. © Hans Blossey
Kreuzeskirche.
Kreuzeskirche. © Hans Blossey
Berliner Platz.
Berliner Platz. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
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© Hans Blossey
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© Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
Berliner Platz.
Berliner Platz. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung.
ThyssenKrupp-Hauptverwaltung. © Hans Blossey
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© Hans Blossey
Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg.
Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg. © Hans Blossey
Moscheebau Essen-Frohnhausen.
Moscheebau Essen-Frohnhausen. © Hans Blossey
Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg.
Rheinisch-Westfälisches Berufskolleg. © Hans Blossey
Moscheebau Essen-Frohnhausen.
Moscheebau Essen-Frohnhausen. © Hans Blossey
Moscheebau Essen-Frohnhausen.
Moscheebau Essen-Frohnhausen. © Hans Blossey
Moscheebau Essen-Frohnhausen.
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© Hans Blossey
Essen-Borbeck.
Essen-Borbeck. © Hans Blossey
Essen-Borbeck.
Essen-Borbeck. © Hans Blossey
Renovierung Schloss Borbeck.
Renovierung Schloss Borbeck. © Hans Blossey
Renovierung Schloss Borbeck.
Renovierung Schloss Borbeck. © Hans Blossey
Automarkt am Autokino.
Automarkt am Autokino. © Hans Blossey
Automarkt am Autokino.
Automarkt am Autokino. © Hans Blossey
Automarkt am Autokino.
Automarkt am Autokino. © Hans Blossey
Stadion von Rot-Weiss Essen an der Hafenstrasse.
Stadion von Rot-Weiss Essen an der Hafenstrasse. © Hans Blossey
Automarkt am Autokino.
Automarkt am Autokino. © Hans Blossey
Automarkt am Autokino.
Automarkt am Autokino. © Hans Blossey
Stadion von Rot-Weiss Essen an der Hafenstrasse.
Stadion von Rot-Weiss Essen an der Hafenstrasse. © Hans Blossey
Bergbausiedlung Boshamerweg.
Bergbausiedlung Boshamerweg. © Hans Blossey
Bergbausiedlung Boshamerweg.
Bergbausiedlung Boshamerweg. © Hans Blossey
Essen-Karnap.
Essen-Karnap. © Hans Blossey
Essen-Karnap.
Essen-Karnap. © Hans Blossey
Essen-Karnap.
Essen-Karnap. © Hans Blossey
Essen-Karnap.
Essen-Karnap. © Hans Blossey
Gewerbepark Carnaperhof.
Gewerbepark Carnaperhof. © Hans Blossey
Gewerbepark Carnaperhof.
Gewerbepark Carnaperhof. © Hans Blossey
Das stillgelegte Schwimmbad
Das stillgelegte Schwimmbad "Oase. © Hans Blossey
Das stillgelegte Schwimmbad
Das stillgelegte Schwimmbad "Oase. © Hans Blossey
Penny-Logistikzentrum.
Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
Penny-Logistikzentrum.
Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
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Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
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Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
Penny-Logistikzentrum.
Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
Penny-Logistikzentrum.
Penny-Logistikzentrum. © Hans Blossey
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CDU kritisiert Bordell-Pläne 

Die CDU ist gegen die Bordell-Pläne im Gewerbegebiet Schacht Neu-Cöln. Fraktionschef Thomas Kufen: „Die Ansiedlung eines Bordells und möglicherweise weiterer einschlägiger Betriebe beeinträchtigt den Stadtteil Bergeborbeck und das Leben der dortigen Anwohner. Das Gewerbegebiet liegt an der Hauptzufahrtsstraße zu einem Wohngebiet. Im Hinblick auf die Begleiterscheinungen des ‚Rotlichtmilieus‘ eignet sich ein Standort in der Nachbarschaft von Wohnungen überhaupt nicht.“ Er befürchtet Nachteile auch für die gewerblichen Nachbarn: „Die Ansiedlung eines solchen Rotlicht-Betriebes wird auch für die Inhaber und Kunden ‚klassischer‘ Gewerbebetriebe abschreckend wirken.“

Uwe Kutzner, Sprecher der CDU-Fraktion im Planungsausschuss, sieht Handlungsspielraum bei der Verwaltung: : „Sie soll die städtebaulichen Auswirkungen prüfen und bewerten, inwieweit Nutzungen, welche die Entwicklung des Gewerbegebiets stören oder behindern könnten, ausgeschlossen werden können. Dazu gehören insbesondere Wohnnutzung, Einzelhandel, Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sowie Vergnügungsstätten und minderwertige Nutzungen wie Bordelle, bordellartige Betriebe oder Wohnungsprostitution.“