Essen. Wenn an den Grundschulen morgens der Unterricht beginnt, droht kurz davor der Verkehrs-Infarkt: Sämtliche Eltern parken wild vor dem Eingang, um ihre Kinder schnell raus zu lassen. Doch dabei entstehen gefährliche Staus. Pädagogen und Polizei wollen Väter und Mütter zum Umdenken bewegen.

Den täglichen Verkehrs-Infarkt erleiden sämtliche Stadtteile jeden Morgen kurz vor dem ersten Klingeln. Dann, wenn an den Grundschulen der Unterricht beginnt. Eltern bringen ihre Kinder auf den letzten Drücker mit dem Auto zur Schule, geparkt wird in zweiter Reihe oder in Privateinfahrten oder in Bushaltestellen. Kinder laufen zwischen haushohen Limousinen mitten auf die Straße. Manche Eltern blockieren den Lehrerparkplatz. Andere fahren direkt vors Schultor, obwohl sie dazu über den Bürgersteig müssen. Mit dem Auto!

Alles schon gesehen, alles schon erlebt: Erfahrene Schulleiter kommen gar nicht mehr aus dem Erzählen heraus, wenn man sie auf dieses Thema anspricht. In Rellinghausen hat die Leiterin der Ardey-Schule jetzt kurzen Prozess gemacht – und das zuständige Stadtteilparlament, die Bezirksvertretung II, Ende August dazu gebracht, ein Halteverbot direkt vor dem Schulgelände einrichten zu lassen. „Darüber bin ich sehr froh“, sagt Anke Seifert, die Schulleiterin.

Halteverbot an Schule in Heisingen

Weiter südlich, in Heisingen, hat die Leiterin der Carl-Funke-Schule, Claudia Prinz-Busch, bereits vor Jahren ein solches Halteverbot durchgesetzt. Aber die Schule ist von zwei Straßen umgeben, das Halteverbot gibt es nur an einer. Für die andere Straße „fordere ich seit 14 Jahren einen Zebrastreifen“, berichtet die Schulleiterin.

„Eltern parken bei uns die Feuerwehr-Zufahrten zu, der Bus, der die Kinder zum Schwimmen bringt, kann nicht halten“, erzählt Ursula Dierkes, die Leiterin der Grundschule „Am Krausen Bäumchen“ in Bergerhausen. „Es ist heftig.“

Info-Abende zum Thema

Regelmäßig geben Schulen den Kindern Elternbriefe mit, in denen steht, bitte beim Bringen aufs Auto zu verzichten. Oder im weiten Umfeld zu parken. „Man muss daran kontinuierlich arbeiten, sonst bringt es nichts“, sagt Marlene Semmerling, die Leiterin der Grundschule am Morungenweg (Freisenbruch). Andere Schulen machen Info-Abende extra zum Thema.

Uwe Rippke, Leiter der Abteilung Verkehrsunfallprävention bei der Polizei, sagt: „Eltern beschweren sich, dass der Schulweg ihrer Kinder unsicher sei. Und tragen selbst in höchstem Maß dazu bei.“ Schuld am wilden Parken sei stets Zeitnot, in allen Stadtteilen ist das so, und auch die Entfernung der Wohnung spielt keine Rolle: „Eltern finden immer wieder Gründe, wir kommen bei dem Thema nicht weiter“, seufzt Mechthild Bönte von der Altenessener Karlschule.

Und Ute Zeise, Verkehrspädagogin bei der Stadt, sagt mit ein bisschen Sarkasmus: „Schulen müssten gebaut sein wie ein Schnellrestaurant. Mit einem Drive-In.“