Essen. . Das Städtische Mädchengymnasium Borbeck, die Gesamtschule Essen Nord und das Gymnasium Essen Nord-Ost kooperieren mit dem niederländischen Unternehmen Cito, das einen Test zur Überprüfung des Lernstandes entwickelt hat. So sollen Kinder noch besser gefördert werden.
Gut zehn Jahre ist es her, dass die Ergebnisse der Pisa-Studie bundesweit hitzige Debatten über die angeblich desaströse Bildungssituation in Deutschland ausgelöst hatten. Heute ist Pisa zwar weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden, doch sucht man auch an Essener Schulen weiterhin nach Wegen, um schulische Probleme frühzeitig zu erkennen und Kinder individuell und bestmöglich zu fördern.
Dazu haben nun das Städtische Mädchengymnasium Borbeck, die Gesamtschule Essen Nord und das Gymnasium Essen Nord-Ost ihre Zusammenarbeit mit dem niederländischen Unternehmen Cito (Centraal Instituut voor Toestsontwikkeling – zu deutsch: Zentrales Institut für Testentwicklung) in Arnheim für fünf Jahre vertraglich vereinbart.
Objektive Lernstandserhebung
Für die Fächer Deutsch und Mathematik hat Cito einen Test entwickelt, um den Lernstand der Schüler in den Klassen 5 und 6 objektiv messen zu können. Im sprachlichen Bereich geht es dabei etwa um Textverständnis – die Schüler lesen eine Geschichte und müssen anschließend inhaltliche Fragen dazu beantworten. Dabei sollen sie zwischen mehreren Antwortmöglichkeiten auswählen.
Im Bereich Mathematik werden dagegen die Grundrechenarten, Textaufgaben und logisches Denken getestet. Die Tests werden dann nach Arnheim geschickt, wo sie binnen weniger Tage ausgewertet werden. Eltern können die Ergebnisse später in einem Internetportal einsehen. Das spart Arbeit und Papier, sind sich die beteiligten Lehrer einig.
Einzelnen Schülern unter die Arme greifen
„Manchmal erlebt man im Schulalltag die Situation, dass ein Schüler immer Zwei stand und die Leistungen plötzlich in den Keller rutschen“, sagt Katy Wenning, Schulleiterin des Mädchengymnasiums Borbeck. „Da kann der Test sehr genau zeigen, wo die Schwachstellen liegen.“ Allerdings gehe es weniger darum, das allgemeine Leistungsniveau auf einer Schule festzustellen, sondern man wolle vielmehr dem einzelnen Schüler bei seinen Problemen unter die Arme greifen.
Zweimal im Schuljahr wird der Test gestellt, wobei die Schüler über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet werden – das sogenannte „Monitoring“. So sollen Lehrer, Eltern und Schüler nicht nur eine Momentaufnahme des Leistungsstandes erhalten, sondern dessen prozesshafte Entwicklung. Auch Joachim Kurda, stellvertretender Schulleiter des Mädchengymnasiums, ist von dem Verfahren überzeugt: „Mit dem Test bekommen Schüler und Eltern detaillierte Informationen, wo der Einzelne steht. Wenn Schüler lernen, ihre Schwachstellen zu reflektieren und wissen, wo sie ansetzen müssen, bessert sich auch die Leistung.“ Das habe die Erfahrung der vergangenen fünf Jahre gezeigt.
Finanzierung durch Fördervereine der Schulen
Ursprünglich entstand die Kooperation aus dem Projekt „Schulen im Team“, das vom Schulministerium Nordrhein-Westfalen, der Universität Dortmund und der Stiftung Mercator angestoßen wurde. Letztere hatte bislang den Test an den Essener Schulen finanziert. „Wir haben uns sehr gut verstanden. Für uns war klar, dass wir die Sache fortführen möchten“, so Kurda.
Somit wird die Finanzierung künftig von den Fördervereinen der Schulen übernommen. Pro Schüler liegen die Kosten bei 7,50 Euro im Jahr. „Cito hat uns zugesichert, die Kosten zu tragen, wenn Eltern sie aus irgendwelchen Gründen nicht aufbringen können“, so Katy Wenning. „Dafür sind wir sehr dankbar.“ So sei das langfristig angelegte Projekt auch ein Zeichen für die enger werdende Freundschaft zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Die elfjährige Leonie Karla besucht die sechste Klasse des Mädchengymnasiums und hat schon öfter an dem Test teilgenommen. Ihr Urteil: „Das ist gar nicht so schwer.“