Essen. . Schulstart mit Bauarbeiten: Die Eltern im Nordviertel in Essen sind sauer, dass die Renovierungsarbeiten am Schulgebäude an der Beisingstraße nicht rechtzeitig zum neuen Schuljahr beendet werden konnten. Die Kinder bekämen wegen Dreck und Lärm Kopfschmerzen.
Im Nordviertel sind Eltern sauer auf die Stadt, weil der Schulstart ihrer Kinder im Baulärm untergegangen ist. Renovierungsarbeiten, beklagen mehrere Mütter, seien in den Ferien nicht rechtzeitig zu Ende gebracht worden – mit dramatischen Folgen für den Nachwuchs. Die Mütter haben ihre Kinder aus Protest einige Tage vom Unterricht fern gehalten.
Die Stadt hält die Zustände jedoch für „zumutbar, zumindest für einen begrenzten Zeitraum.“ Das betont Annette Görgens-Pfeiffer vom Schulamt. Es geht um das Schulgebäude an der Beisingstraße in der Nähe des Viehofer Platzes. Das Haus hat eine unglückliche Geschichte hinter sich: Im denkmalgeschützten Gebäude, das früher eine Hauptschule beherbergte, sollten zum Schuljahr 2011/12 zwei Grundschulen einziehen und somit eine neue Grundschule gründen. Eine Woche vor Ferienende, im August vergangenen Jahres, wurde der Umzug letzten Sommer kurzerhand abgesagt, 700 Kisten mussten wieder ausgepackt werden. Grund: Ein Schaden im Gebäude ließ erkennen, das der komplette Brandschutz nicht stimmt.
Schwere Geräte liegen umgeschützt herum
Das Gebäude stammt von 1893. Aufwändige Deckensanierungs-Arbeiten für rund 1,7 Millionen Euro gingen los. Zumindest im Erdgeschoss und im ersten Stock sollte zum Start des neuen Schuljahres alles fertig sein. Das wurde im Frühjahr 2012 festgelegt.
Doch am ersten Schultag vor anderthalb Wochen war nichts fertig, erinnert sich Mutter Miljana Sesar: „Als wir das Chaos gesehen haben, sind wir sofort umgedreht und zum Schulamt, um Protest einzulegen.“
Die 140 Kinder hätten unbehelligt in den zweiten Stock gekonnt, wo die Arbeiten noch im vollen Gange seien. Schwere Geräte hätten überall ungeschützt herumgelegen, auch Kabel. Auf dem Schulhof seien tellergroße Löcher im Asphalt gewesen, ohne Abdeckung. Farbeimer hätten im Erdgeschoss herumgestanden. „Ein Wunder“, sagt Mutter Koviljka Sljivic, „dass nichts passiert ist.“ Und ausgepackt war ohnehin noch nichts: „Das musste man dann gemeinsam mit den Lehrern tun.“
Die Stadt ließ die gröbsten Sicherheits-Risiken sofort beseitigen, berichtet Annette Görgens-Pfeiffer: „Wir haben Vorkehrungen getroffen, dass nichts passiert.“ Die ominösen Löcher im Schulhof zum Beispiel, von denen noch niemand weiß, woher sie überhaupt kommen, sind mittlerweile mit schweren Stahlplatten abgedeckt worden. Bauzäune riegeln den Teil des Hofs ab, an dem Geräte und Material gelagert werden.
Das Kreischen eines Trennjägers
Die aufgebrachten Mütter schicken ihre Kinder mittlerweile wieder zur Schule, aber: „Sie kommen wegen des Lärms und Drecks täglich mit Kopfschmerzen nach Hause“, klagt Nita Demajli. „Wenn im Obergeschoss gearbeitet wird, haben Sie das Gefühl, ein Zug fährt über ihren Kopf.“ Die Stadt hingegen betont, dass lärmintensive Arbeiten ausschließlich außerhalb der Unterrichtszeit durchgeführt würden. Mutter Demajli hält dagegen – mit ihrem Handy: Damit hat sie das Kreischen eines Trennjägers aufgenommen. Das ist ein Gerät, mit dem man Steine durchtrennt. „Das war“, versichert die Mutter, „mitten am Morgen, als die Kinder in den Klassen saßen.“
Auch Annette Görgens-Pfeiffer hält die Umstände an der Beisingstraße für „ausgesprochen unglücklich“. Doch eine Alternative gebe es nicht: „Wir sind fertig geworden, wenn auch auf den letzten Drücker.“