Essen. Im Grenzbereich von Essen und Bottrop wird kräftig gebuddelt. Die Emschergenossenschaft baut ein neues Pumpwerk. Es ist ein Bauprojekt der Superlative. 60 Millionen Euro kostet es und erst 2017 wird es fertig. Für den späteren Betrieb wurden eigens spezielle Roboter entwickelt.
An der Stadtgrenze zu Bottrop soll ab 2017 ein zentraler Herzmuskel des größten Abwasserkanals Europas schlagen: Eines von drei neuen Pumpwerken der Emschergenossenschaft hebt hier das Abwasser von 40 auf sieben Meter Tiefe, damit das Wasser genügend Gefälle für seinen Weg zum Klärwerk Emschermündung hat. Allein hier werden 60 Millionen Euro im Wortsinn in den Boden gepumpt.
Wer über dieses Projekt schreibt, kommt nicht aus ohne Superlative. „So ein Ding baut man nur ein Mal im Leben“, sagt Klaus-Dieter Fischer, Projektleiter der Emschergenossenschaft. Einige Zahlen verdeutlichen die Größenordnung: Mehr als zwei Jahre lang haben die Bautrupps allein dafür gebraucht, das Loch auszuheben. 40 Meter tief ist es geworden und zwischen 42 (unten) und 48 Meter im Durchmesser. 62 000 Kubikmeter Bodenaushub sind dabei angefallen, das entspricht ungefährt dem Inhalt von 7000 größeren Bauschuttcontainern. Fischer: „In die Baugrube würde das gesamte Emscherhaus hinein passen.“ Es gibt eine Computer-Animation, die diese Behauptung belegt.
Noch ein paar große Zahlen: Wenn die zehn Kreiselpumpen einmal arbeiten, sollen sie pro Sekunde 8,1 Kubikmeter Wasser fördern können. Das entspricht dem Inhalt von 100 sehr gut gefüllten Badewannen. Die Emschergenossenschaft benutzt das Badewannen-Bild für einen anderen Vergleich: Mit dem Wasser, das pro Jahr in einem Pumpwerk gefördert wird, könnten alle Badewannen in Nordrhein-Westfalen gefüllt werden.
Derzeit liegt das Mammutprojekt im Zeitplan. Es heißt zwar „Pumpwerk Bottrop“, liegt aber eindeutig auf Essener Gebiet. Den Namen bekam es wegen seiner Lage auf der Fläche der Kläranlage Bottrop. Seit Januar wird an dem eigentlichen Pumpenbauwerk gearbeitet, das im Juni 2015 fertig sein soll. Weitere zwei Jahre rechnet Projektleiter Fischer für die Installation der Maschinen- und Elektrotechnik, die weitgehend unter der Erde bleibt.
Sauberes Wasser in der Emscher und den Nebenläufen
Nach seiner Fertigstellung 2017 bildet das Pumpwerk mit den Großpumpen in Gelsenkirchen und Oberhausen den Antrieb für das zentrale Stück des Emscherumbaus: den 51 Kilometer langen zentralen Abwasserkanal zwischen Dortmund und Dinslaken, in dem unterirdisch das Abwasser verschwinden soll, während die Emscher und ihre Nebenläufe wieder sauberes Wasser führen werden. Allein für dieses Bauwerk kalkuliert die Emschergenossenschaft derzeit Kosten in einer Größenordnung von 423 Millionen Euro. Die Öffentlichkeitsarbeiter der Genossenschaft haben sich auch schon einen griffigen Beinamen für das Großprojekt ausgedacht: „Emscherschnellweg unter Tage“
Die Pumpwerke müssen dabei das geringe Gefälle im Emschergebiet ausgleichen: An drei Stellen wird das Abwasser aus 40 Metern Tiefe bis auf sieben oder acht Meter Tiefe hochgepumpt, um zum nächsten Pump- oder Klärwerk weiter zu fließen. Nebeneffekt: Sie werden auch dafür sorgen, dass der Abwasserkanal, anders als normale Kanäle, immer unter Wasser stehen wird.
Keine Reinigung von Menschenhand
Nach den Berechnungen der Genossenschaft wird dieser Kanal immer mindestens zu 30 Prozent gefüllt sein. Eine Reinigung von Menschenhand kommt daher für diesen Kanal mit seinen Durchmessern von bis zu 2,80 Metern nicht in Frage. Deshalb hat die Emschergenossenschaft gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Automatisierung drei Typen von Robotern entwickelt.
Im Routineeinsatz soll das Schadenserkennungssystem mit Ultraschall und Digitalkamera Ablagerungen entdecken. Mit diesen Daten wird dann das Reinigungssystem zu Wasser gelassen. Den gesäuberten Kanal untersucht dann in der dritten Inspektionsstufe der Schadensvermessungs-Roboter.