Essen. . Der Zeus-Reporter Jan Wirths hat sich damit beschäftigt, wie der weitestgehend ursprüngliche Verlauf des Flusses Emscher wieder hergestellt wird.

Die meisten Menschen im Ruhrgebiet verbinden mit der Emscher Begriffe wie „stinkende Kloake“ oder „Abwasserkanals des Ruhrgebiets“. Die wenigsten wissen, dass die Emscher ein natürlicher Fluss ist. Sie entspringt in der Nähe von Dortmund. Auf einer Länge von circa 83 Kilometern fließt sie durch diverse Ruhrgebietsstädte. Nach der Unterquerung des Rhein-Herne Kanals in Castrop-Rauxel fließt sie bis Oberhausen parallel zum Kanal weiter.

Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Emscher immer mehr zum Abwasserkanal für die Industrie und die stark wachsende Bevölkerung. Die durch den Bergbau verursachten Bergsenkungen sowie das geringe Gefälle der Emscher führten immer häufiger zu Überschwemmungen. Durch die mitgeführten Abfälle erhöhte sich das Seuchenrisiko im Ruhrgebiet dramatisch. Mit der Einführung der „Emschergenossenschaft“ sollten diese Probleme behoben werden. Die Folge waren massive Eingriffe in die Natur. Der Flusslauf der Emscher wurde begradigt, tiefer gelegt und die Ufer mit Steinen oder Betonplatten befestigt. Durch diese Maßnahmen wurde die Emscher auch optisch zum Abwasserkanal. Aufgrund der vielen Bergsenkungen musste die Mündung in den Rhein zweimal nach Norden verschoben werden und befindet sich heute in der Nähe von Dinslaken. Die Bergsenkungen führten weiterhin zu zahlreichen Reparaturen am Kanal selbst oder an den überquerenden Brücken.

Das grundlegende Ziel der neuen, oder besser gesagt: der weitestgehend ursprünglichen Emscher, ist die Trennung von Regenwasser und Abwasser. Dieses Projekt wird etwa 4,5 Milliarden Euro kosten und ist somit eines der größten Infrastrukturprojekte Europas zur Renaturierung eines Flusses. An dieser Summe ist zu erkennen, welcher Aufwand betrieben werden muss, um die Emscher wieder in den natürlichen Zustand zurück zu versetzen.

Bei diesem gigantischen Projekt werden zahlreiche unterirdische Abwasserkanäle, Regenrückhaltebecken und vier Großkläranlagen gebaut. Von den geplanten 400 Kilometer langen Abwasserkanälen sind heute bereits mehr als 230 Kilometer fertiggestellt. Durch die Trennung dieser beiden Hauptströme kann dann durch das Flussbett wieder das unbelastete Wasser fließen.

Weiterhin wird der begradigte Lauf der Emscher an vielen Stellen wieder in seinen natürlichen Ursprungszustand zurückversetzt. Dadurch entstehen wieder neue Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt. Aktuell sind bereits 90 von insgesamt 350 Kilometern der Emscher in einen naturnahen Zustand zurückversetzt worden. Diese zahlreichen Maßnahmen führen außerdem zu einem deutlich gesteigerten Freizeitangebot in der Region. Durch zahlreiche Fuß- und Radwege ergeben sich neue Möglichkeiten für alle Anwohner.

Am Ende wird sich dieser gigantische Aufwand für die Region bezahlt machen, denke ich. Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein für den weiteren Strukturwandel im Ruhrgebiet und wird die Lebensqualität für alle Bewohner und auch die Tier- und Pflanzenwelt deutlich steigern. Das Image vom stinkenden und rauchenden Ruhrgebiet für Menschen außerhalb der Region wird somit zumindest teilweise der Vergangenheit angehören.

Jan Wirths, Klasse 8b, Burggymnasium, Essen