Essen. . Ihr Fußball-Herz schlägt für Portugal: In Rüttenscheid haben Fans mit dem Gegner der deutschen Elf mitgefiebert.
Seine Heimat ist Deutschland. Hier arbeitet und lebt Miguel Rodrigues gern. Der Industriemechaniker wohnt mit seiner Frau und ihren beiden Töchtern in Heisingen. Geboren ist er in Portugal, sein Pass ist portugiesisch – genauso wie sein Fußball-Herz. Wenn Portugal heute gegen Deutschland bei der EM spielt, dann glaubt Miguel Rodrigues fest an den portugiesischen Sieg: 2:1.
Das Ausscheiden der Portugiesen bei der EM 2004 gegen die Griechen, „das tut noch weh“, sagt der 38-Jährige. Zumal sie die Niederlage auch noch auf portugiesischem Rasen kassierten. Sein Onkel Fernando Rodrigues, der vor 47 Jahren aus Portugal kam, um als Maschinenführer in einer Glashütte zu arbeiten, sieht die Begegnung noch gelassen: „Ich liebe portugiesischen Fußball. Und wenn Deutschland gewinnt, bin ich auch nicht böse“, sagt der 74-Jährige.
Hoffen auf ein "freundliches Unentschieden"
Carlos Santos erinnert sich noch genau an das 3:1, als Portugal bei der WM 2006 gegen Schweini, Poldi & Co. verlor. Eine Revanche, das wär’s, sagt der 24-Jährige. Glaubt aber an „ein freundschaftliches Unentschieden: 2:2.“
Die Männer vom Portugiesischem Zentrum in Rüttenscheid spielen selbst als Mannschaft Fußball. Heute schauen sie dort aber die EM beim Sagres oder Super Bock, den portugiesischen Bieren. Und Biftana, einem Schnitzel, das sie im Brötchen servieren und zuvor in Knoblauch, Weißwein, Lorbeerblatt und Chilischoten einlegen. Pastel de nata, einen Blätterteig mit Puddingfüllung, bereiten ebenfalls die Frauen vor. Überhaupt seien die das Herzstück ihres Zentrums, das sie mit roten und grünen Servietten geschmückt haben. Es sind die Nationalfarben Portugals.
Über der Tür hängen Fahnen: rot-grün neben schwarz-rot-gold. Sie rechnen mit mindestens 80 Gästen. Die Männer haben einen Fernseher an die Wand gehängt. Darunter baumeln europäische Fähnchen und ein Tipp: 5:1 für Portugal. Verrückt, ein Scherz, glaubt Luis Gaspar: „Ein 2:2 wäre gut, dann sind alle zufrieden.“ Einig sind sich die Männer beim Europameister: Deutschland oder Holland.
Portugiesische Fans sind temperamentvoll
Heute feuern sie lautstark ihre Elf an. „Wenn die raus ist, können wir immer noch zur deutschen halten“, scherzt Luis Gaspar. Portugiesische Fans seien temperamentvoll. Vor allem die älteren Herren fluchen, wenn Ronaldo den Ball verschießt. Sie loben dessen Freistöße genauso wie Kloses Kopfbälle. Die beiden seien ähnlich torgefährlich, finden die Portugiesen.
Ronaldos Macken, sich zum Beispiel wie ein eitler Gockel auf den Platz zu stellen, mögen sie nicht. Aber die Deutschen seien manchmal ebenfalls ein wenig arrogant, was Fußball angeht. Auch wenn sie natürlich so einige Titel geholt haben.
Falls es heute Abend nicht klappt, schickt Miguel Rodrigues schon mal einen Trost an seine Kollegen (Heinrich, Horst und Markus): „Seid nicht traurig, wenn Portugal gewinnt.“ Und wenn nicht: „Wir sind gute Verlierer.“ Die Spieler vom Portugiesischen Zentrum haben übrigens gerade einen weiteren Pokal mitgebracht. Vom Fußball-Turnier in Steele: Platz vier.